Sonntag, 8. Dezember 2013

Die Königin des Scheiterns - etwas Geraunze und Gerotze als Zwischenspiel



Am Ende (des Jahres) werden wir ja alle reflektierter - deswegen haben wir ja Weihnachten erfunden. Damit all diese Reflektiererei durch Glitzer, Lichter und andere Albernheiten möglichst kurz gehalten wird. Bitte nicht falsch verstehen - ich liebe Glitzer, Lichter und Albernheiten. Ich finde es großartig, dass es jedes Jahr möglich ist zumindest einmal auch mit über 30 ernsthaft Glitzer zur Schau zu tragen - momentan sind zum Beispiel meine tannengrün lackierten Nägel noch zusätzlichen mit güldenem Glitzer verziert: Total festlich und macht beim Tippen unheimlich Freude.

Aber zurück zur Reflektion. Ich bin eine schlechte Buch-Bloggerin. Übel. Miserabel. Zum Haare raufen. Ich lese einfach zu wenig. Und nicht jedes Buch, dass ich lese, schafft es auf diesen Blog. Und das hat gar nichts damit zu tun, ob mir das Buch gefallen hat oder nicht. Neil Gaimans "The Ocean at the End of the Lane*" habe ich zum Beispiel großartig gefunden.
Es kann sein, dass ich es nicht ganz verstanden habe, weil ich die düstere Vermutung habe, dass da eine "Botschaft" versteckt war. Ich habe es nämlich relativ rasch mit großer Begeistrung so vor mich hingelesen und mich sogar richtig gegruselt, aber dann bin ich über das Ende gestolpert und ich war mir nicht mehr sicher, was ich da eigentlich gelesen habe. Ich finde es weiterhin großartig, aber darüber schreiben möchte ich nicht - weil entweder würde das eine extrem tollpatschiger Versuch werden, die diversen Zwischentöne zu interpretieren oder ich wäre nach drei Sätzen fertig und das würde dem Buch ein großes Unrecht antun.



Und ich werde nicht anfangen, gelesene Seitenzahlen anzugeben (gääähn) oder Sätze wie "Das Cover
ist sehr schön und passt zum Buchtitel" zu schreiben, nur um ein bißchen Text zu haben. Dabei bin ich durchaus jemand, der mal ein Buch nach Cover kauft um dann enttäuscht zu werden. Jedes Mal ist das Cover schwarz-weiß-grau gestaltet und jedes Mal ist dann die dahinter versteckte Geschichte eher mau. Also Covergestaltung ist grundsätzlich eher nebensächlich, außer bei diversen Jane Austen Ausgaben, die ich am liebsten alle haben würde und keine einzige besitze. Und dann gibt es da noch diese Penguin Clothbound Classics Serie... Wunderschön. Und dann gibt es natürlich besonders liebevoll gestaltete Bücher, wie die Fairyland Serie von Catherynne M. Valente. Das erste Buch habe ich hier vorgestellt und nachdem ich seufzig und sehnsuchtsvollig getan habe, hat mir das Onkelchen den zweiten Band geschenkt. Steht auf sehr dekorativ auf meinem Schreibtisch. Gelesen habe ich es noch nicht und das wird diese Jahr auch wohl nichts mehr.

Apropos Jane Austen. Ich habe ja hier einsam und alleine das Projekt "Die Austen Abenteuer" laufen, weil ich eine Mission habe. Jane darf nicht vergessen werde und die Kunde ihre Bücher muss verbreitet werden. Mein perfider Plan war, dieses Jahr alle von ihr geschriebenen Werke hier vorzustellen und mich dann nächstes Jahr in die Welt der auf ihren Geschichten basierenden Bücher zu wagen, von denen es viele gibt (eines der bekanntesten ist der Film "Clueless") und vor denen ich als Puristin immer die Nase gerümpft habe - also eine kleine Herausforderung an mich. Aber obwohl die Anzahl der Bücher überschaubar ist, werde ich dieses Projekt wohl mit ins nächste Jahr nehmen. Aufgeben werde ich es nicht - so eine Mission lässt sich nicht so leicht abschütteln.

Diverse Weihnachtsbasteleien liegen hier auch so auf halber Strecke müde herum. Die fertig (!) gestrickte Mütze wartet noch auf den krönenden Pommsel, mein eigener Schal wartet noch auf so einiges und diverse Wollknäuel fragen sich, ob das Leben in runder Form nicht doch auch total lebenswert ist. Eine indische Gewürzdose fragt nach ihre Füllung und ich frage mich, ob indische Gewürzdosen ohne Inhalt nicht auch total schick sind. Mit Staffel 7 von Dr. Who bin ich jetzt aber fertig, den Film im Kino habe ich verpasst. Es gibt nächstes Jahr wohl noch so einiges zu tun.









*bisher noch nicht auf Deutsch erschienen?



Sonntag, 24. November 2013

Hörbuch: Benedict Cumberbatch spricht Ngaio Marsh


Ich liebe Hörbücher und bilde mir, hier noch nie welche vorgestellt zu haben. Das wird sich aber jetzt sowas von ändern und in diesem Fall schlage ich gleich drei Fliegen mit einer Klappe. Unter dem Vorwand einen klassischen englischen Krimi (Fliege Nummer 2) in Form eines Hörbuchs (Fliege Nummer 3) zu präsentieren, kann ich eigentlich über Benedict Cumberbatch (Fliege Nr. 1) sprechen.

Mit ist Cumberbatch das erste Mal in einer Miss Marple Adaption aufgefallen - Murder is Easy mit Julia McKenzie* als Miss Marple.  Seitdem hat sich für ihn in Punkto Karriere einiges getan; nicht nur mit der erfolgreichen und grandiosen Serie "Sherlock" (BBC), sondern auch der internationale Durchbruch als Böswicht im letzten Star Trek Film.

 Trailer Sherlock




Star Trek 'Into Darkness' - International Trailer




Und falls irgendjemand sich jetzt einen der beiden Trailer angeschaut hat und und jetzt nicht unbedingt ein Buch - und sei es ein Telefonbuch - von Benedict Cumberbatch vorgelesen haben möchte, der/die/das ist nicht mehr ganz bei Verstand. Alle anderen - es gibt ein Lösung. Unter anderem hat der gute Mann drei Krimis der Autorin Ngaio Marsh gesprochen. Telefonbuch ist ja dann doch nicht das Wahre.

Ngaio Marsh gehört (neben Agatha Christie, Dorothy L. Sayers und Margery Allingham) zu den wahren und ursprünglichen 'Queen of Crimes', ist aber, glaube ich, in unseren deutschsprachigen Breitengraden weniger bekannt. Sie war Neuseeländerin, aber ihr Dedektiv ist der  britische Inspektor Roderick Alleyn  und fast alle ihre Krimis spielen in England.
Wenn man klassische britische Dedektivgeschichten mit wenig Blut mag und sich dafür für die typischen englischen Eigenheiten wie Pubs, Jagd und Ständedünkel begeistern kann, ist hier sehr gut aufgehoben. Inspektor Alleyn ist ein Gentleman mit guter Erziehung - diese Beschreibung sagt auch schon einiges über die Krimis von N. Marsh aus. Es sind bedächtige Geschichten mit Beschreibungen von englischen Dörfern und den dort wohnenden Charakteren; trotz durchdachter Handlung geht es hier für mich weniger um die Lösung eines Mordes, als um die Atmosphäre und die Beziehung der unterschiedlichen Personen zueinander. Gesprochen von Benedict Cumberbatch bekommt das ganze noch einmal einen Extra Bonus - die Personen werden durch das Talent und den britischen Akkzent des Schauspielers einfach noch lebendiger.


Ngaio Marsh Krimis von B. Cumberbatch gesprochen sind:

Artists in Crime










Death in a White Tie

Scales of Justice













*Not my favourite Miss Marple, but that's another story...

Sonntag, 17. November 2013

Die Austen Abenteuer #4 - "Mansfield Park"

                                                                                                                 Die Austen Abenteuer







Im Mittelpunkt dieses Jane Austen Romans steht Fanny Price: Sie wird von ihren wohlhabenden Verwandten aufgenommen um ihren Eltern das Leben zu erleichtern und ihr eine bessere Erziehung zu ermöglichen. Soweit die guten Absichten. Dabei wird aber nie vergessen Fanny auf ihre ärmliche Herkunft hinzuweisen und das sehr schüchterne Mädchen fühlt sich oft einsam - nur ihr Cousin Edward kümmert sich um Fanny und wird bald ihr bester Freund und später ihre große einseitige Liebe. Zur selben Zeit als ihr Onkel aufgrund geschäftlichen Verpflichtungen nach Antigua muss, macht die restliche Familie ihre Bekanntschaft mit Mary und Henry Crawford. Mary und Henry sind beide wohlhabend und sorgenfrei bist zur Gewissenlosigkeit. Beide haben große Anziehungskraft auf Fannys Cousinen und ohne die strenge Hand des abwesenden Onkels, sorgen die beiden für Liebeskummer und Unruhe. Nur Fanny scheint den wahren Charakter der Crawfords zu durchschauen und leidet still, während sie merkt, dass Edmund sich immer mehr in Mary Crawford verliebt. Und auch Henry Crawford sorgt für einiges Unbehagen in Fannys bisher unschuldigem Leben...

Mansfield Park ist der Roman der unter den Austen Fans wahrscheinlich für die größte Unstimmigkeit sorgt - es gibt große Liebhaber der Geschichte um Fanny Price; viele können aber so gar nichts mit dieser ruhigen und zurückgezogenen Heldin anfangen.
Auch ich bin keine große Freundin von Fanny - oder eigentlich stört mich Fanny weniger: warum nicht einmal (speziell nach der fast übertrieben scharfzüngingen Lizzy Bennet) einen etwas introvertierterem Charakter auf die Bühne stellen, die mit ruhiger Standhaftigkeit schließlich auch die ihr gebührende Anerkennung erlangt?
Mein Problem ist mehr das gesamte Tempo des Romans - stellenweise ziehen sich die einzelnen Dialoge wahnsinnig in die Länge und sind ohne den sonst so gewohnten Witz von Jane Austen schwer zu lesen ohne ungeduldig zu werden. Es gibt hier viele Gespräche zwischen Edmund und Fanny, die vor allem dazu dienen, sehr enrsthaft die verschiedenen Vor- und Nachteile mancher Charakterzüge zu diskutieren. Man wünscht Fanny, dass sie ihr Glück findet, aber speziell die erste Hälfte des Romans ist teilweise einfach langweilig. Erst als dann Henry Crawford anfängt eine größere Rolle in Bezug auf Fanny zu spielen, gewinnt die Geschichte einen großen Spannungsmoment. Ich kann mich erinnern, dass ich, als ich das Buch das erste Mal gelesen habe, wirklich nicht gewußt habe, wie Fannys Geschichte ausgehen wird und das ist bei einem Jane Austen Roman schon speziell.
Aber schlußendlich ist Mansfield Park einfach nicht "my cup of tea".
Es ist ein gutes Beispiel dafür, dass Austen ein Talent hat wirklich unsympathische Charaktere zu entwerfen - in diesem Fall sind eigentlich alle, bis auf Edmund und Fanny, auf der "dunklen Seite" und selbst die beiden sind manchmal in ihrer moralischen Selbstisicherheit schwer zu verdauen. Es ist schwieirig eine Geschichte zu lesen, wo einem fast alle handelnden Personen Bauchschmerzen bereiten.
Aber den größten Vorwurf den ich Fanny - oder besser Jane Austen - mache, ist, dass sie im Gegensatz zu ihren Kollgeinnen in den anderen Austen Büchern eigentlich keine Entwicklung erlebt. Sie bleibt vom Anfang bis zum Ende eine sehr korrekte und passive Person und die Moral scheint zu sein, dass geduldiges Warten durchaus reicht um am Schluß belohnt zu werden. Abgesehen davon, dass das nicht gerade eine Botschaft ist, die ich so unterschreiben würde, wäre es schön gewesen, wenn Fanny gegen Ende des Romans ein bißchen lebhafter geworden wäre.
Meiner Meinung nach sollte man Mansfield Park sicher nicht als erstes Buch von Austen lesen - vielleicht ist es sepeziell etwas für Leute für die Lizzy Bennet etwas zu draufgängerisch und vorlaut war. Fanny Price ist ihr ziemliches Gegenteil, aber für meinen Geschmack eine Spur zu "heilig" um wirklich Spaß zu machen und ihre Geschichte und die beschriebene Problematik ist nicht so zeitlos wie man es von anderen Austen Romanen kennt.

Hier der Trailer für die Verfilmung von Mansfield Park von 1999 - Fanny ist hier ihrer Buchvorlage nicht wirklich treu geblieben





Regency Wedding






Sonntag, 3. November 2013

"Der Report der Magd" von Margaret Atwood



'By telling you anything at all I'm at least believing in you, I believe you're there, I believe you into being. Because I'm telling you this story I will your existence. I tell, therefore you are.'


Im Original heißt das Buch "The Handmaid's Tale" (erstmals 1986 erschienen) - ein um einiges geglückterer Titel. Ich finde hier die Übersetzung etwas schroff und ich glaube nicht, dass ich das Buch in der deutschen Übersetzung überhaupt gelesen hätte. Für mich klingt "Der Report der Magd" wie einer dieser reisserischen, historisch angehauchten Romane in denen es dann vor allem um Sex geht. Anscheinend gibt es auch eine Verfilmung des Romans unter dem Titel "Die Geschichte der Dienerin", was ich persönlich eine viel bessere Übersetzung finde.


Handmaid's Tale, Artist: Erin Mcuire



Es wird die Geschichte von Offred (zu deutsch "Desfred") erzählt, die eine "Magd" (Handmaid) in der Republik von Gilead, einer streng religiösen Gemeinschaft, ist. Sie lebt bei einem Commander und seiner Frau und abgesehen von kleineren Hilfstätigkeiten im Haushalt, besteht ihre Hauptaufgabe darin, sich einmal im Monat auf den Rücken zu legen und zu hoffen, dass der Commander sie schwängert. Fruchtbare Frauen sind aufgrund diffus angedeuteten Katastrophen rar und diejenigen die Kinder bekommen können, haben eine Verpflichtung gegenüber der Gemeinschaft. Aber Offred erinnert sich an eine Zeit davor, als sie verliebt war und eine Familie hatte und vor allem einen eigenen Namen, einen eigenen Job und Zugang zu Wissen...

'There is more than one kind of freedom, said Aunt Lydia. Freedom to and freedom from. In the days of anrachy, it was freedom to. Now you are being given freedom from. Don't underrate it.'

Die erste Hälfte des Buches hat mir eigentlich gar nicht gefallen, bis mich die Geschichte dann plötzlich nicht mehr losgelassen hat und ich den restlichen Roman mit einem Knoten in der Magengegend fertig gelesen habe.
Es dauert schon eine Weile bis man sich zurecht findet, da man mitten in die Geschichte stolpert, die aus Offreds Perspektive erzählt wird und man sich jedes kleine Stück Information zu dieser Gesellschaft in Gilead in mühsamer Kleinarbeit erlesen muss. Das ansich war mir aber gar nicht so unsympathisch - ich finde es durchaus gut, wenn einem Bücher nicht gleich alle Information auf der ersten Seite präsentieren (oder noch schlimmer, sich mit mühsam konstruierten Dialogen behelfen um möglichst alles nicht voraussetzbare Hintergrundwissen in einer Seite abzuhandeln).
Aber ab dem Zeitpunkt wo sich dann langsam ein Ganzes aus den Puzzelteilen bildet und sich die vermutete Absurdität dieser Gilead Republik bestätigt, schüttelt man erstmal den Kopf und hat vielleicht auch Gedanken wie "Welche böse, männliche Laus ist den Margaret über sämtliche inneren Organe gelaufen, dass sie denkt, dass so etwas möglich wäre oder von irgendjemanden - männlich oder weiblich - mitgetragen werden würde." Die Gesellschaft die Atwood hier beschreibt ist totalitär und frauenfeindlich.  Alle Frauen sind in eine Art Kastensystem von Ehefrauen,"Tanten" (Erzieherinnen), "Marthas" (Haushaltshilfen) und eben Handmaids unterteilt. Diese Handmaids werden einer Familie zugeteilt, wo die Ehefrau nicht fähig ist ein Kind zu bekommen. Einmal im Monat sind dann beide Eheleute und Handmaid im Schlafzimmer und während die Ehefrau die 'Dienerin' festhält, schläft der Mann mit ihr. So soll verhindert werden, dass die Handmaid sexuell aufgeladen wird; sie ist lediglich ein Gefäß für das erhoffte Kind. Vor allem bei dieser Bettszene schien mir das Buch ins Absurde abzurutschen: Man konnte nicht erkennen, wer von diesem System Vorteile haben sollte - es erscheint für alle Beteiligten schrecklich.
Erst als dieses scheinbar perfekt funktionierende System Risse bekommt und Schlupflöcher sichtbar werden, werden auch durchaus die Vorteile für einen sehr kleinen Teil der Bevölkerung klar und es läuft einen beim Lesen eine kalter Schauer über den Rücken. Gewisse Gedankengänge und Mechanismen scheinen plötzlich gar nicht mehr so weit hergeholt und extrem, sondern um einiges näher als einem lieb ist; es geht weniger um Frauenfeindlichkeit als Entmenschlichung. Das Buch erinnert mich stark an Orwells "1984" - weniger Science Fiction, sondern mehr eine mögliche Alternative, wenn mehrere falsche Abzweigungen genommen werden und wir als Menschen nicht höllisch aufpassen. Es ist ein Roman für die es sich absolut lohnt etwaige Anfangsschwierigkeiten zu überwinden.


"The Handmaid's Tale - Official Trailer (1990)






Sonntag, 27. Oktober 2013

R.I.P. Lou Reed







 

A Walk on the Wild Side

Mr. Penumbra's 24 Hour Bookstore von Robin Sloane



'When you search for "unbroken Spine" Google replies: Did you mean: unicorn sprinkle?'





"Mr. Penumbra's 24 Hour Bookstore"* war ein überraschend schönes Leseerlebnis. Ich habe mir das Buch eigentlich ohne großes Nachdenken oder irgendwelche Empfehlungen gekauft; ich wollte einfach eine leichte Lektüre für den Urlaub, mit nicht allzu vielen Seiten und nicht allzu dramatischen Inhalt. Und wie der Titel schon verrät, ist es ein Buch über Bücher (aber nicht nur) und wie viele LeserInnen habe ich dafür sowieso eine Schwäche.




Aufgrund der allgemeinen (schlechten) wirtschaftlichen Lage verliert Clay Jannon seinen Job als Web Designer und aufgrund seiner Fähigkeit ohne Probleme hohe Leitern rauf und runter zu klettern, ergattert er sich die Nachtschicht in Mr. Penumbras Buchladen. Der Laden ist aber anscheinend noch weitaus eigenartiger, als es der erste Blick sowieso schon vermuten lässt. Die wenigen regelmässigen Kunden scheinen nie etwas zu kaufen, sondern nur besonders obskure Bücher auszuleihen. Die ausgeliehenen Bücher sind alle in einem eigenartigen Code verschlüsselt und Clay wird neugierig. Er beginnt die verschiedenen Besucher und das Schema ihres Leseverhaltens zu analysieren und macht sich schließlich gemeinsam mit seinen Freunden auf, ein Abenteuer zu bestehen.

Robin Sloane bedient sich hier verschiedener schon bekannter Zutaten: der klassische magische Buchladen und eine Geheimgesellschaft wird hier mit moderner Technologie etwas aufgemischt.
Im Grunde geht es um die Frage "Was suchst du hier?" und Sloane gibt eine bekannte und schöne Antwort auf diese Frage. Ich kann dieses Buch jeder/jedem empfehlen, der nicht puristisch veranlagt ist, was die diversen Genres betrifft und etwas Seelenbalsam vertragen kann (und wer braucht das nicht hin und wieder?). Ich finde es würde sich auch wahnsinnig gut als Geschenk für jemanden eignen, der gerade etwas vom Leben gebeutelt ist und vielleicht wieder die eigenen Prioritäten gerade rücken muß. Hier wird das Brot sicher nicht neu erfunden, aber manchmal ist es gut bekanntes in einer Geschichte verpackt zu lesen, damit man nicht auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben
vergisst.


'There is no immortality that is not built on friendship and work done with care. All the secrets in the world worth knowing are hiding in plain sight.'






*Robin Sloan, Mr. Penumbra's 24 Hour Bookstore, 2013
....soweit ich weiß ist das Buch bisher leider nicht auf deutsch erschienen - falls ich mich irre, würde ich mich über eine Nachricht mit Berichtigung freuen :)



Montag, 14. Oktober 2013

Cross Stitch (Outlander 1) von Diana Gabaldon


deutsch: Feuer und Stein



Also nein. Das war wohl wirklich nichts. Leider ist die Warnung der lieben Papyrus zu spät gekommen - da hatte ich das Buch schon durch. Irgendwie konnte ich es dann doch nicht weglegen, immer in der Hoffnung, dass mich dann doch die Spannung packt oder ich zumindest verstehe was für eine Geschichte die Autorin erzählen will. Aber von vorne....

Es ist kurz nach dem zweiten Weltkrieg und Claire (von Beruf Krankenschwester) macht mit ihrem Mann Frank Urlaub in Schottland (beziehungsweise forscht ihr Mann dort nach seinen Ahnen, was sich später noch als praktisch heraustellen wird). Jedenfalls purzelt die gute Claire durch ein Zeitportal und findet sich im Jahr 1743 wieder, mitten im Kampfgetümmel von schottischen Rebellen gegen englische Soldaten.
Claire wird dann von eben diesen schottischen Rebellen entführt, erwirbt sich aber aufgrund ihrer Heilkünste schon bald den Respekt der Highlander. Um sie zu schützen, wird sie "gezwungen" einen jungen, reschen Schotten namens Jamie zu heiraten (und auch die Ehe zu vollziehen. Daran führt kein Weg vorbei). Beide haben einen gemeinsamen Feind - einen englischen Komandanten namens Randall: Sadist und Vorfahre ihres Mannes. Es beginnt nun ein abenteuerliches sich in Gefahr begeben und gerettet werden und Claire muss sich zwischen ihrem Mann (in der Zukunft) und dem schönen Schotten entscheiden.



Ich habe zwei große Probleme mit dem Buch: es entsteht für mich kein Spannungsbogen und die Art der Liebesgeschichte zwischen Jamie und Claire interessiert mich so eigentlich nicht.

Eigentlich sollte ich an diesem Punkt vor "Spoilern" warnen, aber das gestaltet sich für mich etwas schwierig, da es irgendwie  für mich an einer auf einen Höhepunkt zulaufende Handlung mangelt.
Es fängt eigentlich nicht unspannend an: Claire fällt durch das Portal und muss sich in ihrer neuen Situation zurechtfinden. Das gelingt ihr sehr souverän (gähn). Im nächsten Schritt heiratet sie Jamie. All das passiert ziemlich am Anfang des Buches. Dazwischen wird langatmig Alltag und dann vor allem Sexzenen beschrieben. Außerdem bringt sich Claire mehrmals in Gefahr und wird gerettet.  Und das sie gerettet wird stand für mich  immer außer Zweifel... ich konnte einfach nicht mitfiebern. Ich muss auch zugeben, dass ich teilweise quergelesen und ganze Seiten übersprungen habe, weil Diana Gabaldon etwas zu sehr in ihr ausführliches Beschreibungstalent verliebt ist. Aber ich konnte auch nicht aufhören zu lesen, weil ich irgendwie auf einen "Aha-Moment" gewartet habe. Was wollen diese Figuren eigentlich? Aber als Fazit kann ich sagen, dass Gabaldon hauptsächlich eine sexuell aufgeladenen Ehe beschreibt, die durch gegenseitiges Retten noch sexueller wird. Claire und Jamie mögen sich genügen, aber mir haben sie nicht gereicht.

Zur Liebesgeschichte: Ich bin ja im Herzen eine große Romantikerin, aber die hier beschriebene Beziehung langweilt mich einfach beziehungsweise bin ich dafür einfach zu alt (?). Mich erinnert das alles zu sehr an Teenager-Tagträume: man selbst ist um einges hübscher (eigentlich begehren einen alle)  und souveräner als in der Realität erlaubt ist und hat einen gekonnten Auftritt nach dem anderen und DER Schwarm, den alle wollen, verzehrt sich eigentlich nur nach mir. Und zwar von Anfang an, bevor mir selbst überhaupt klar ist, wie toll ich ihn finde.
Der Beweis  (und eigentlich auch das Fundament) für diese großartige Liebe ist hier Sex - Claire wird begehrt und genommen, immer und immer wieder. Und großartiges und absurdes Detail ist auch, dass Jamie Jungfrau ist. Keine früheren Frauen, auf die man eifersüchtig sein müsste. Trotzdem ist er natürlich ein Naturtalent im Bett, was aber auch an Claire liegen kann - schließlich wird schon am Anfang des Buches festgestellt, dass Bettakrobatik und sexuelle Anziehungskraft ihr Ding ist.
Ach, wir armen Menschlein, die wir uns bei unseren ersten Versuchen etwas unsicher und tollpatschig angestellt haben und den Partner oder die Partnerin erst kennenlernen mussten. Andere können es einfach  und so erkennt man auch wahre Liebe. Und die "tiefsinnigen" Gespräche, die die beiden führen - zum Haareraufen. So brutal Jamies Leben auch bisher war, für einen 23jährigen ist er ganz schön reflektiert und mit seinen Emotionen im Reinen. Hut ab!


               ............................falls jemand das Buch noch lesen möchte, hier folgen "Spoiler".........................

Hat jemand übrigens vergessen, dass Claire in der Zukunft/Gegenwart verheiratet war? Und ihren Mann ja anscheinden auch geliebt hat, aber als sie die Möglichkeit hat, in ihre Zeit zurück zu kehren, entscheidet sie sich für Jamie. Natürlich hat sie deswegen hin und wieder Gewissenbisse, besonders am Anfang, wo sich die Frage stellt ob sie mit Jamie schlafen soll, obwohl sie ja eigentlich mit einem anderen verheiratet ist. Aber Hallelujah - Claire soll am Ende dieses Bandes Absolution finden. Obwohl sie eigentlich keine religiöse Erziehung erfahren hat und nach eigenen Worten keinem Glauben anhängt, findet sie ihre Erlösung bei einem katholischen Priester, der ihr die Beichte abnimmt. Er steht Zeitreisen durchaus aufgeschlossen gegenüber, den Gottes Wege sind wunderbar und Claire wird schon hier richtig sein. Sie soll sich ihrem Schicksal fügen und alles ist gut. Eine der wenigen interessanten emotionalen Konflikte der Geschichte wurde hier einfach mal glatt gebügelt.


Und dann gibt es da noch ein, zwei Sachen die mir sauer aufstossen sind...


Vergewaltigung: Es gibt da zum Beispiel Jamies Schwester, die, als Jamie zum ersten Mal von Nemesis Randall gefangen genommen wird, von eben diesem vergewaltigt wird. Sie bietet sich Randall an, um Jamies Leben zu retten und so weit Jamie weiß, hat sie von dieser Vergewaltigung ein Kind bekommen. Deswegen kann unser schottischer Recke (unter anderem) nicht auf seinen Besitz - er kann mit der Schande (!) seiner Schwester nicht leben. Aber als Jamie dann auf seine Schwester trifft, klärt sich alles auf - der böse Randall wurde im rechten Moment von seiner Männlichkeit verlassen und die Vergewaltigung fand nie statt. Jamie kann seiner Schwester wieder in die Augen sehen ohne sich für sie in Grund und Boden zu genieren.
Preiset den Herren und die einfachen Lösungen von Diana Gabaldon. Während es durchaus glaubwürdig ist, dass ein Mann sich für die vergewaltigte Schwester schämt, speziell in dieser Zeit, wäre es durchaus interessanter gewesen zu lesen, wie Jamie dieses Gefühl überwindet und nicht dem Opfer für das Verbrechen die Schuld gibt. Es wäre ja spannend zu wissen, was Jamie gemacht hätte. wäre Claire vergewaltigt worden. Hätte er sie dann verlassen?

Prügelstrafe: Diana Gabaldon ist mir etwas zu sehr pro "gerechtes" Prügeln. Man könnte natürlich damit argumentieren, dass sie nur versucht die Zeit realistisch darzustellen, aber dazu argumentiert sie mir hier ein bißchen zu sehr alà 'wenn es sein muss, muss es sein und hilft nur um Vorgefallenes wirklich zu verstehen'. Wo "gerecht" aufhört und sinnlos anfängt, ist aber eben schwer bestimmbar. Jedenfalls muss Jamie deswegen auch mal Clair ordentlich den Hintern versohlen (mit einem Gürtel), weil sie sich seinen Anweisungen widersetzt hat. Er erklärt ihr aber natürlich vorher, warum er das tut und wie richtig das jetzt ist - denn nur so wird sie ihren Fehler wirklich verstehen. Claire ist zwar wenigstens so weit, dass sie ihm droht ihn umzubringen, wenn er sie noch einmal anrührt, aber ansonsten sieht sie ihre gerechte Strafe durchaus ein. Was mir aber an ihrer Stelle viel mehr Sorgen machen würde ist, dass Jamie freimütig zugibt, dass ihn das Hintern versohlen  durchaus erregt hat und er sich zurückhalten musst, nicht gleich nachher über sie herzufallen. Heißt das nicht, dass Jamie etwas nah an der Grenze zum Sadisten steht und dass das ständig beschriebene Liebesspiel vielleicht bald eine etwas schmerzhaftere Wendung nehmen wird? Aber Claire ist nicht beunruihgt, also sind es wir auch nicht. Und wie gesagt: Eine gerechte Prügelstrafe, ist eine gute Form der Disziplinierung. Auch eine interessante Botschaft...


 





Vielleicht das Richtige für Menschen, die sich nach einer Zeit sehnen, als Männer noch richtige Männer waren... stark und ehrenvoll und ihre Liebe war feurig... Ich weiß, dass viele diese Serie wahnsinnig lieben, aber eigentlich kann ich von diesem Buch nur abraten.


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Eine sehr geniale Zusammenfassungen von jemanden namens Holly bei Goodreads... leider schaffe ich es nicht direkt auf ihre Review zu verlinken, nur auf ihr Profil....



Claire: I love my husband! I love sex!
Frank: But it's okay if you have sex with someone else, in certain circumstances.
Standing Stones: SUCK! Ha ha, you're in another time!
The Anti-Frank: Ooooh, I think I will rape you.
Claire: Eeek!
Clansmen: Scots to the rescue! Here, meet Jamie and his manly manhood.
Jamie: Och, aye, I'm a tough laddie. And I'm going to kill the Anti-Frank for beating the shit outta of me and raping my sister.
Claire: Ooooh, he's cute. Hey, wasn't I married?
Dougal: Ye have to marry the laddie to get away from the Anti-Frank.
Claire: Okay.
Dougal: And ye have to have sex wit' him.
Claire: Mmmmm.... but.... well, okay.
Jamie: I'm a virgin. Oooh, but I love sticking my manhood in ye. It's like a sacrament and all.
Claire: I should get back to Frank, I think I will take this opportunity to run away... I guess... sort of... meh.
The Anti-Frank: Ha ha! Found you. Now to rape you!
Jamie: Och, that's my wee lassie. First I'm going to rescue her, then I'm going to beat her for disobeying me. And then I'm going to tell her about how me Da beat me and how much I liked it.
Jealous wench: The village witch is looking for you.
Claire: Okay!
Villagers: She's a witch! Burn her!
Jamie: Over my dead body!
Claire: Honey, I have something to tell you. I'm not a witch but...
Jamie: Ye must go back!
Claire: I can't. I long for your manhood too much. It's a manhood like no other.
The Anti-Frank: I too long for your manhood. I think I will bugger you right after I crush your hand with a hammer. But, I love you. You remind me of my dead brother. Here's some grease.
Jamie: Ouch. Oooh, but that feels sort of good. Och, I'm so ashamed.
Claire: We must rescue Jamie! Send in the cows!
Jamie: OCH! Me hand! Just let me die!
Claire: Never! Let's go to France.
Jamie: Och, aye lassie, I feel much better now.
Father Anselm: God says it's okay that you're a bigamist.
Claire: Awesome. Time to use my foreknowledge of past events for good!
Diana Gabaldon: The sequel will be 900 pages.










Sonntag, 29. September 2013

Wenn eine eine Reise tut...


... dann hat sie was zu erzählen. Hoffe ich zumindest. Ich werde jedenfalls in den wohlverdienten Urlaub fliegen und vielleicht noch ein paar spätsommerlich/herbstliche Sonnenstrahlen antreffen. Nach Portugal gehts übrigens und vielleicht gibts ja dann auch ein paar schöne Bilder...

Gelesen habe ich in letzter Zeit nicht allzu viel. Ich habe "Cross Stitch" - Band 1 der Outlander Serie von Diana Gabaldon - angefangen, nachdem ich eine euphorische Bemerkung (anscheinend wird diese Serie verfilmt) bei Mila von 100Bücher gelesen habe und das ganze eigentlich recht ansprechend geklungen hat. Kurz: Junge Frau  (Claire) fällt durch ein Zeitportal (Stonehenge) und findet sich im Schottland von vor 200 Jahren wieder und auch gleich in den Armen eines jungen attraktiven Schotten. Der üble englische Gegenspieler ist ein Vorfahre ihres Mannes, der diesem auch wahnsinnig ähnlich sieht. Das moralisch Dilemma wie jetzt junge (in der Zukunft) verheiratete Frau mit dem schönen Schotten ohne schlechtes Gewissen ...ähm... sich vereinigen kann, wurde gerade eben durch erzwungene Heirat gelöst.
Jedenfalls bin ich mir nicht ganz sicher auf was ich mich da eingelassen habe... Nach anfänglichem Schwung kommt mir das ganze momentan etwas arg träge vor und da sind ein paar  unterschwellige Nebentöne, die mir nicht so ganz geheuer sind, aber man wird sehen. Ich bin ja erst auf Seite 289 von 863.
Wenn ich über Zeitreisen (speziell ungeplante) lese, frage ich mich immer wie es mir da so ergehen würde und ich kann nur sagen schlecht. Das größte Problem wäre meine doch recht starke Kurzsichtigkeit. Ich bin bitte Kontaktlinsenträgerin und trage nicht ständig ein Notfallpaket mit Kontaktlinsenflüssigkeit und Brille mit mir rum (was mir schon in der Gegenwart saublöde Situationen beschehrt hat). Jedenfalls kann man mir gleich einen Stock und Blindenhund in die Hand drücken, wenn man mir meine Seehilfe nimmt. Und dann habe ich so gar kein nützlich einsetzbares Wissen - die zeitreisende Claire bei Cross Stitch ist zum Beispiel Krankenschwester und interessiert sich in ihrer Freizeit für Kräuter und ihre verschiedenen Anwendungen. Und schon ist man unentbehrlich für rauflustigen Schotten. Ich hätte jetzt ein abgeschlossenes Kunstgeschichte Studium im Repertoire... Ich habe das Gefühl, dass mich die Schotten in irgendeinem Graben verhungern lassen und mich sicher nicht mit dem attraktivsten Jüngling der Burg verheiraten würden. Und eine Toilette wurde bisher übrigens auch nicht erwähnt...

Und dann lese ich auch noch "Mr. Rosenblum's List or Friendly Guidance for the Aspiring Englishman" von Natasha Solomon. Ein lustig-melancholisches Buch über einen von den Nazis vertrieben Juden, der anhand einer Liste versucht englischer als die Engländer selbst zu sein. Da kann ich eigentlich jetzt schon eine Leseempfehlung aussprechen.

Also dann - föhliches Lesen und anderer Flitter & Albernheiten, bis in frühestens zwei Wochen :)






Sonntag, 15. September 2013

Sherlock Holmes & Dr. Watson


Bei meiner Reise durch die Sherlock Homes Abenteuer bin ich dieses Wochenende mit "The Return of Sherlock Holmes" angekommen - das heißt ich habe diesen Band fertig gelesen und als nächstes steht "The Hound of Baskerville" auf der Leseliste...
"The Return of Sherlock Holmes" unterscheidet sich in Art und Form in keiner Weise von seinem Vorgänger "The Memoirs of Sherlock Holmes" und "The Adventures of Sherlock Holmes". Die Memoiren waren eigentlich als letzter  Sherlock Holmes Band von Arthur Conan Doyle geplant, mit einem fulminanten Höhepunkt zwischen Sherlock Holmes und seinem Nemesis Prof. Moriarty. Doch der Detektiv hatte inzwischen schon so ein treues Gefolge, dass Conan Doyle quasi gezwungen war, weiter über ihn zu schreiben. Alle drei Bände sind gesammelte Kurzgeschichten, die ursprünglich in einem monatlich erscheinenden Magazin namens The Strand veröffentlicht wurden.

Ich liebe Sherlock Holmes. Daran gibt es nichts zu rütteln. Aber würde ich einem Krimi Fan uneingeschränkt diese Serie empfehlen? Wahrscheinlich eher nicht... Erstens muss man etwas für die Zeit übrig haben und für eine Gesellschaft deren Regeln und Konventionen  - auf deren viele von Holmes Schlußfolgerungen beruhen - uns fremd erscheinen. Aber gerade das gefällt mir so an den Büchern - dieses Eintauchen in eine vergangenen Gesellschaft und eine sehr spezielle düstere Atmosphäre, die Arthur Conan Doyle erschafft.

"Holmes and I sat together in silence all the evening, he engaged with a powerful lens deciphering the remains of the original inscription upon a palimpsest, I deep in a recent treatise upon surgery. Outside the wind howled down Baker Street, while the rain beat fiercely against the windows. It was strange there, in the very depths of the town, with ten miles of man's handiwork on every side of us, to feel the iron grip of Nature, and to be conscious that to the huge elemental forces of all London was no more than the molehills that dot the fields."

Eine Verfilmung die diese Stimmung perefekt einfängt mit einer sehr buchtreuen/genialen Darstellung von Holmes und Watson  hält ist die Granada TV Serie mit Jeremy Brett in der Hauptrolle.





Aber so spannend die beschriebenen Fälle sind, so werden vielleicht Krimifans enttäuscht sein, die erwarten, dass die Lösung der Probleme rein auf Holmes Genie beruhen beziehungsweise die Beweisführung lückenlos ist. Oft muss man sich auch darauf verlassen, dass Zeugen wie auch Beschuldigte einfach durch Holmes Präsenz zusammenbrechen und die Wahrheit erzählen. Denn obwohl Sherlock Holmes die Lösung in den Händen hält, so fehlen im doch oft die Beweise. Glücklicherweise verfehlt sein eindringliches Befragen selten seine Wirkung. Mich stört dieses Hilfsmittel zur Auflösung diverser Fälle weniger, sind doch Holmes und Watson alte Freunde von mir, denen ich viel verzeihe. Aber ich könnte mir vorstellen, dass manche sich an diesem Detail stören könnten und dann sollte man die Finger von diesen Büchern lassen. Ich glaube man muss einfach vor allem die Vorstellung von Zylindern, Droschken und Gentlemen Clubs lieben, um sich in dieser Welt wohl zu fühlen.
"Wahren" Krimifans kann ich aber die BBC one Serie "Sherlock" mit Benedict Cumberbatch ans Herz legen - basierend auf Conan Doyles Werk wurde hier der große Dedektiv in das gegenwärtige London versetzt und das mit wirklich großem Geschick - da gibt es wirklich nichts zu meckern.














Sonntag, 8. September 2013

Vom Winde verweht...

von Margaret Mitchell (1936)



"Some people survive; others don't. What qualities are in those who fight their way through triumphantly that are lacking in those that go under? I only know that survivors used to call that 'gumption'.  So I wrote about people who had gumption and people who didn't."
Margaret Mitchell über "Vom Winde verweht"


Dieses Buch... dieses Buch... dieses Buch (bitte leicht bis stark hyperventilierend lesen, je nach persönlicher Disposition)... Dieses Buch ist schrecklich! Auf eine großartige, fesselnde und faszinierende Art und Weise. Ich hab die letzten zwei Kapitel durch geheult und davor war ich amüsiert bis verärgert bis... Margaret Mitchell hätte es sich so leicht machen können - eine romantische Geschichte vor der Kulisse eines Krieges. Stattdessen ist die Frau einfach schonungslos. Während ich dieses Buch gelesen habe, wollte ich eigentlich ständig darüber reden und war auch kurz versucht mehre Blogposts zu meinen turbulenten Emotionen in die Leere in des Internets zu schmeissen, wovon mich aber meine mangelnde Verbindung zu eben diesem Internet abgehalten hat. Deswegen jetzt ein paar konfuse Gedanken zu diesem 959 Seiten (in meiner Ausgabe) Wälzer in einem undurchdachten Blogpost.



"Vom Winde verweht" spielt in Georgia und beginnt kurz vor dem amerikanischen Bürgerkrieg und endet eine Weile nach der Niederlage der Südstaaten. Es wird eine heile Welt von Plantagenbesitzern vorgestellt, die in einer "natürlichen" sozialen Ordnung einem strengen moralischen Ehrenkodex folgen, der nur wirklich Einheimischen vertändlich ist. Man lernt die verwöhnte und starrköpfige Scarlett O'Hara kennen, eine "southern belle" deren einziges Ziel es ist, möglichst viele Männerherzen zu sammeln und zu brechen ohne dabei viel Rücksicht auf ihre Umwelt zu nehmen.

"Scarlett O'Hara was not beautiful, but men seldom realized it when caught by her charm [...]
The green eyes in the carefully sweet face were turbulent, willful, lusty with life, distinctly at variance with her decorous demeanor. Her manners had been imposed upon her by her mother's gentle admonitions and the sterner discipline of her mammy; her eyes were her own."

Scarlett O'Hara ist eine sehr eigenartige Hauptperson. Wie Margret Mitchell es geschafft hat, so viele Seiten über diesen Charakter zu schreiben und ihr eigentlich nicht eine liebenswerte Eigenschaft zu geben, ist mir ein Rätsel. Hätte ich diese Buch geschrieben, so wäre ich sicher spätestens nach der Hälfte in die Knie gegangen und hätte Scarlett an Krieg und Verwüstung wachsen lassen um ihr dann, nach ein paar Kapitel voll Reue und Einsicht, ein gebührendes Happy End zu beschehren. Stattdessen weicht Mitchell nicht einen Millimeter von Scarletts am Anfang angedeuteten Charakter ab, mit einer Härte die man nur bewundern kann.
Ganz klar: Scarlett ist ein "survivor": Sie packt den Stier bei den Hörnern und sichert sich und anderen ohne Skrupel so das Überleben, wenn auch keinerlei Anerkennung oder Zuneigung. Ihr Motto ist "I won't think about it now" (um so auch später nicht darüber nachzudenken) und ihre Antriebsfeder ist Geld, wobei Geld bei ihr mit Sicherheit gleichzusetzen ist. Als Leserin versteht man, dass sie ein tiefsitzendes Kriegstrauma hat, aber Scarlett selbst ist nicht fähig sich so weit zu erkennen. Sie ist bereit zu lügen und jeglichen Trick anzuwenden um ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen. Meist hat man das Gefühl, sie versteht wirklich nicht was Gut, was Böse und vor allem was Selbstlosigkeit ist. Daher konnte ich keine wirkliche Abneigung gegen sie entwickeln - ich konnte bei ihren Liebswirrungen aber auch kein großes Mitgefühl entwickeln, aber sie hat mich oft sprachlos gemacht und ich musste mehrmal meinen gedanklichen Hut vor ihr ziehen, einfach weil sie so ohne jegliche Konventionen ist.

Scarlett und die Liebe ist wieder so eine Sache, die ich in der Art eigentlich noch nie gelesen habe. Sie selbst meint wahnsinnig in AshleyWilkes von der Nachbarplantage verliebt zu sein und das eigentlich nichts anderes zählt als ihre großartige Liebe. Man kann sie dabei aber nur schwer ernst nehmen - schnell merkt man, dass Ashley einfach der Einzige war, der sie jemals zurückgewiesen hat (und nicht sie ihn). Ihre Persönlichkeit lebt auf, wenn sie Macht über andere (im speziellen Männer) hat und Ashley hat sich ihr entzogen bevor sie ihn ganz auf den Knien hatte. Es ist nicht so als wäre Ashley nicht auch zu Scarlett hingezogen, aber er heiratet nach Familienbrauch seine Cousine Melanie. Ashley ist während des ganzen Romans wichtig für Scarletts Motivation, aber eigentlich bleibt er selbst ziemlich farblos, was aber gut zu seiner Rolle paßt. Er beschreibt sich selbst als zu einer untergangengen Welt gehörend (eben den Südstaaten), als nicht überlebensfähig in der neuen Ordnung.

Hier ist die Szene* (die noch vor Kriegsbeginn spielt) in der Ashley Scarlett sagt, dass er Melanie heiraten wird und Scarlett auch das erste Mal auf Rhett Butler trifft...


Eine schöne Überleitung zu der eigentlich spannenderen Konstellation - Scarlett & Rhett.

Ein Liebespaar das irgendwie nie eines ist,  aber eigentlich unbedingt eines sein sollte. Obwohl Scarlett vielleicht daran die größere Schuld trägt, kann man ihr weniger Vorwürfe machen. Denn Scarlett ist nicht die hellst Glühbirne im literarischen Universum - sie sieht nur was genau vor ihrer Nase ist und komplexe zwischenmenschliche Emotionen sind etwas zu viel für ihr Köpfchen. Sie kann nicht zwischen den Zeilen lesen, manchmal fragt man sich ob sie überhaupt lesen kann.
Während Rhett Scarlett wahres Wesen schon sehr früh erkennt und sie genau deswegen liebt (was eventuell auch kein so positives Licht auf ihn wirft). Er ist der geheimnissvolle Rebell und Kriegsgewinnler, gut aussehend und gefährlich, der, ähnlich wie Scarlett, Leute leicht um den Finger wickeln kann, aber im Gegensatz zu ihr sich seiner selbst mehr bewußt ist und hin und wieder doch so etwas wie Gewissen erkennen lässt. Aber entweder ist es sein Stolz oder er hat Scarlett zu sehr durchschaut - jedenfalls ist auch Rhett Butler nicht fähig diese Liebsgeschichte zu einem glücklichen Ende zu führen. Es es ist eine Romanze voller falscher Momente und Mißverständnissen. Jedenfalls haben mich die beiden wirklich zum Weinen gebracht, wobei ich vielleicht mehr für Rhet geweint habe, weil ich mir bis jetzt nicht sicher bin, ob Scarlett sich selbst (und damit mich) wieder einmal hinters Licht geführt hat.

"I love you, Scarlett, because we are so much alike, renegades, both of us, dear, and selfish rascals. Neither of us cares a rap if the whole world goes to pot, so long as we are safe and comfortable."
Rhett zu Scarlett nach der Flucht aus Atlanta

Es gibt in dem Buch noch viele andere spannende und vielschichtige Persönlichkeiten, aber hier einen halbwegs nachvollziebaren Weg zu finden auf diese einzugehen, fällt mir gerade nicht ein und dafür ist hier auch vielleicht zu wenig Platz.
Ich möchte trotzdem noch etwas zu dem Thema Südstaaten und Sklaverei sagen - es gibt Kritik die "Vom Winde verweht..." eine Verharmlosung der Sklaverei und eine Verherrlichung der damaligen Gesellschaft vorwirft und dazu kann ich nur ja und nein sagen, obwohl eher nein. Es ist ein Abgesang auf die ehemalige Welt der Südstaaten, auf die Gentlemen und Ladies und ihre Tugenden. Gleichzeitg wird aber auch gezeigt, wie sehr an einer starren Ordnung festgehalten wird, die unfähig ist sich neuen Lebensumständen anzupassen. Es war eine Gesellschaft die sehr viel aus Gesten und Floskeln bestand und innen schon ausgehöhlt war.

"But, no matter what sight they had seen, what menial tasks they had done and would have to do, they remained ladies and gentlemen, royalty in exile - bitter, aloof, incurious, kind to one another, diamond hard, as bright and brittle as the crystals of the broken chandelier over their heads. The old days had gone but these people would go their ways as if the old days still existed, charming, leisurely, determined not to rush and scramble for pennies as the Yankees did, determined not to part with none of the old ways."

Die Sklavenhaltung wird mit keinem Wort direkt kritisch beschrieben, sondern als unabänderlicher Teil dieser Welt, aber gerade das macht es so spannend - für mich hat es so einen subtilen, innwohnenden Rassismus, der eben so wahnsinnig gefährlich ist. Nicht jeder Sklavenhalter hat seine Sklaven ständig ausgepeitscht, aber natürlich hat er sie als Untermenschen wahrgenommen - im besten Fall wie Kinder, auf die man aufpassen muss. Und das Buch zeigt auch gut, was mit Menschen passiert, die über längeren Zeitraum so behandelt werden  - nach dem Krieg und mit ihrer Befreiung sind viele ehemalige Sklaven verloren und wissen ohne tägliche Anweisungen nichts mit sich anzufangen. Das Buch ist rassistisch, weil die Zeit es war und als aufmerksame Leserin kann man hier viel über gewisse (bekannte) Mechanismen lernen.

Abschließend ist nur zu sagen, dass dieser Roman eine viel ausführlichere Besprechung verdient hätte (und es finden sich auch ein paar wunderbare im Netz), aber mir fällt es wahnsinnig schwer hier auch nur eine kurze und prägnante Inhaltsangabe zu schreiben (mehrer Versuche sind an zu großer Länge gescheitert). Eigentlich würde ich noch gerne so viel zu Melanie Wilkes, Scarletts Eltern und und und.. sagen, aber ich begnüge mich ein paar Schlaglichtern und hoffe, dass ich dieses Buch irgendwann einmal mit anderen lesen werde und wir dann stundenlang darüber sprechen können.






*Verfilmung "Vom Winde verweht..." aus dem Jahr 1939 mit Vivienne Leigh und Clark Gable






























Sonntag, 25. August 2013

Die Austen Abenteuer #3 - "Stolz und Vorurteil"


                                                                                            Die Austen Abenteuer


"In vain have I struggled. It will not do. My feelings will not be repressed. You must allow me to tell you how ardently I admire and love you.”


"Pride & Prejudice" beziehungsweise "Stolz und Vorurteil" ist wohl das bekannteste und beliebteste Werk von Jane Austen. Obwohl nicht mein persönlicher Favourit, kann ich leicht nachvollziehen, warum gerade diese Geschichte so populär ist. Jane Austen verweist hier Rosamund Pilcher und Konsorten wirklich auf ihren Platz.
Meine Meinung ist ja, dass die meisten Menschen, die romantische Geschichten ablehnen, einfach bisher das Falsche gelesen. Eine gute geschrieben Liebesgeschichte hat (wie eigentlich jedes andere Genre) nämlich Handlung - nachvollziehbare Handlunge mit Irrungen und Wirrungen. Man kann dann nämlich verstehen warum sich Person A in Person B verliebt und es wird nicht einfach so vom Erzähler auf Seite 153 so bestimmt. Es ist nämlich kein "die Blicke kreuzten sich und krawumm" ohne irgendeine weitere Ausschmückung der Sache. Bei Jane Austen wird wohl auch klar, dass oft die Umstände und nicht (nur) das Schicksal zwei einsame Herzen zusammenführen und die Charaktere erzeugen eine glaubwürdige Liebesgeschichte und nicht der Erzähler also solches.



Wordsworth Classics



"It is a truth universally acknowledged, that a single man in possesion of a good fortune, must be in want of a wife."

Man trifft auf Familie Bennet mitten in einem Streitgespräch zwischen Mrs. Bennet und ihrem Mann. Mrs. Bennet hat soeben erfahren, dass ein durchaus gut begüterter Junggeselle (Mr. Bingley) in die Nachbarschaft zieht und verlangt nun von Mr. Bennet, dass dieser sich unverzüglichst bei ihm vorzustellen hat, um dann im weiteren Verlauf der Bekanntschaft die fünf Töchter der Bennets dem Unverheiratetem zu präsentieren auf das er eine von diesen heiraten werde. Mr. Bennet verweigert sich diesem Ansinnen auf spöttische Art. Auf den ersten Seiten wird bereits klar: Hier sind fünf Töchter, die um jeden Preis und möglichst zügig unter die Haube kommen sollen. Vor allem Mrs. Bennet ist bestimmt von diesem Vorhaben:

"She was a woman of mean understanding, little information, and uncertain temper. When she was disontented, she fancied herself nervous. The business of her life was to get her daughters married; its solace was visiting and news"
 
Bei einem Ball trifft dann die Familie Bennet auf den so viel besprochenen Mr. Bingley, der sich als durchaus charmant erweist und vor allem der ältesten Tocher Jane einiges an Aufmerksamkeit zukommen lässt. Mr. Bingley ist jedoch nicht allein gekommen - sein bester Freund Mr. Darcy und seine Schwestern sind mit von der Partie und hinerlassen mit ihrem arrogantem Benehmen keinen so vorteilhaften Eindruck. Speziell Lizzy Bennet muss sich anhören, wie Mr. Darcy sie als eher mittelmäßige Schönheit beschreibt mit der auf keinen Fall tanzen möchte.

Elizabeth "Lizzy" Bennet ist auch die weibliche Hauptperson in "Stoz und Vorurteil". Scharfzüngig und mit mit einem eigenen Willen ausgestattet, entzieht sie sich den mütterlichen Vorstellungen und wird dafür vor allem von ihrem Vater geliebt. Während Lizzy aufgrund Willenstärke von mir durchaus geschätzt wird, kann ich sie leider nicht wirklich mögen. Obwohl sie im Lauf der Geschichte ihre eigenen Vorstellungen durchaus überdenken und korrigieren mus, ist sie für mich streckenweise etwas zu überzeugt von ihrer eigenen Überlegenheit, die manchmal fast an Boshaftigkeit grenzt.
Ihr - wie könnte es anders sein - "love interest" ist Mr. Darcy und Mr. Darcy ist wahrscheinlich eine der gelungensten romantischen Helden der Literatur. Die Verehrung von Mr. Darcy von weiblichen Jane Austen Fans ist schier grenzenlos und hat wahrscheinlich die meiste "Fanfiction" überhaupt inspiriert. Mr. Darcy ist auch derjenige der am meisten "Stolz & Vorurteil" zu überwinden hat. Er fühlt sich bald zu Lizzy und ihrer klugen und unabhängigen Art hingezogen, will sich dies aber anfangs kaum eingestehen - zu minder erscheint ihre soziale Stellung und zu unangebracht das Verhalten ihrer Familie. Er geht sogar so weit einen Keil zwischen die aufkeimende Liebe zwischen seinem Freund Mr. Bingley und Lizzys älteren Schwester Jane zu treiben. Nachdem ihm Lizzy - wenn auch vielleicht ungerechtfertigt - sein aus ihrer Sicht arrogantes Wesen vorwirft, beginnt bei Mr. Darcy ein Umdenkprozess, der vor allem dann Wert gewinnt als er im Hintergrund der Familie Bennet aus einem doch größeren sozialen Skandal hilft, den Lizzys jüngere Schwester Lydia verursacht hat.
Lydia Bennet ist nun ein wirklich unmöglich zu mögendes Mädchen, aber ein unverzichtbarer "Motor" für die Handlung. An ihr zeigt sich auch, dass die mütterliche Erziehung mit dem alleinigen Fokus auf Heirat sehr viel Schaden anrichten kann. Lydias Hauptbeschäftigung ist vor allem Männerjagd und ohne jegliche moralische Führung läuft sie dabei fast in ihren eigenen Untergang - wobei sie selber ihre Fehler eigentlich nicht erkennt. Aber sie gibt Mr. Darcy die Möglichkeit als strahlender und (um ihn noch liebenswerter zu machen) demütiger Retter aufzutreten.

Zum Abschluss soll noch eine meiner persönlichen Favoritinnen erwähnt werden - es kommt jetzt zur Verleihung des Oscars für die beste Nebendarstellerin: Lizzys beste Freundin Charlotte Lucas. Charlotte ist eigentlich schon als alte Jungfer abgeschrieben, hat sie doch mit ihren 27 Jahren noch immer keinen Ehemann. Sie entscheidet sich aus Vernunftgründen zu einer Ehe mit einem Mann, dem sie keine Liebe entgegenbringt, aber der sie gut behandeln wird. Lizzy kann Charlottes Entscheidung nicht nachvollziehen, aber für Charlotte ist diese Heirat nicht nur die Möglichkeit zur Gründung eines eigenen Haushalts, sondern vor allem eine soziale und finanzielle Absicherung, die sie sich mit Vernunft und Genügsamkeit so angnenehm wie möglich gestaltet.
Charlotte Lucas soll hier das abschließende Argument für Jane Austens Talent zur romantischen Erzählung mit Herzklopfen und realistischer Handlung sein - sie vergißt auch nicht die Charlotte Lucase dieser Welt zu erwähnen, die nicht vom Prinzen auf dem weißen Ross aus dem heimischen Gmüsegarten gepflückt wurden und auch ein Leben haben.



“I must learn to be content with being happier than I deserve.”











Mehr Jane Austen: Jane Austen's World



*Eine bösartige Vermutung von mir ist, dass das der Grund ist warum gerade so viele übernatürliche Vampir etc. Romanzen boomen - oft der leichteste Ausweg um irgendeine Art Handlung zu erzeugen.

Sonntag, 11. August 2013

Hiatus...


Keine Muse, keine Zeit um Meinungen über Bücher zu haben. Momentan ist nur das Konsumieren von Buchstaben möglich. Ein, zwei Sachen die mir sonst noch gefallen, möchte ich aber doch hier lassen.


Ein  sehr prätenziöses Video von Jay Z (Picasso Baby) zu dem Lied "22" von Taylor Swift....






DENA - Cash, Diamond Rings, Swimming Pool


Montag, 29. Juli 2013

Die wundersame Geschichte von September, die sich ein Schiff baute und das Feenland umsegelte...




von Catherynne M. Valente




Dieses Buch mit dem umständlichen Titel war seit langem wieder einmal eine sehr positive Überraschung am Lesehimmel. Obwohl diese Art von Geschichten ganz klar in mein Beuteschema passen, war ich längere Zeit unschlüssig, ob ich überhaupt Lust darauf habe. Der Titel war mir eindeutig zu verspielt und zu gezwungen schnörkelig und schrullig, dass ich schon schlimme Befürchtungen hatte. Aber Hut ab - Frau Valente hat hier sehr gekonnt etwas Großartiges geschaffen.



September, ein aufgrund von Kriegswirren eher unbaufsichtigtes und willenstarkes Mädchen, lässt sich vom Grünen Wind ins Feenland bringen. Dort herrscht inzwischen nicht mehr eine gütige Königin, sondern eine sehr auf Regeln bedachte und schreckliche Marquess. Die Marquess braucht September um einen bestimmten magischen Gegenstand aus dem Feenwald zu holen, ansonsten drohen schreckliche Konsequenzen und besonders Septembers neuen Freunden, dem Lindwurm A-bis-L und dem blauen Dschinn Samstag, soll das Leben zur Hölle gemacht werden. Schweren Herzen macht sich September auf um der Marquess zu helfen und muss dabei natürlich allerelei Abenteuer bestehen und erkennen, dass ihre Gegenspielerin sich an keine Regeln hält.






Die Geschichte selbst hält sich grundsätzlich an ein klassisches Schema, welches man vom Zauberer von Oz oder Alice im Wunderland kennt - Bücher denen oft nachgeeifert wurde, aber deren Besonderheit selten erreicht wird. Es reicht nicht, bloß eine Welt mit grotesken Gestalten zu bevölkern und diese mehr oder minder humoristische Antworten in den Mund zu legen. Das Ganze muß wie ein bunter orientalischer Teppich gewebt werden, aus vielen einzelnen Farben und Charakteren die zusammen ein fantastisches Bild ergeben. Und in diesem Fall geht die Vielfalt der Ideen einher mit wunderbaren Beschreibungen und Dialogen. (Ich kann jetzt leider wenig zu der deutschen Übersetzung sagen, da ich das Buch auf Englisch gelesen habe.)
Das Großartige an diesem Buch sind vor allem auch die unerwarteten schaurig, düsteren Stellen. Es ist (Gott sei Dank) nicht alles Cupcakes mit Zuckerguss in diesem Feenland, sondern mich hat es ehrlich bei manchen Stellen richtig gegruselt. Diese Schattenseiten haben ihre Wurzeln in sehr realen Ängsten und Kummer, was aber all die positiven Dinge noch mehr glänzen und scheinen lässt. Es wird nicht einfach eine Geschichte voll Flitter und Albernheiten erzählt, sondern diese sind Verbunden mit einer tieferen Ebene der Erzählung. Und ja das klingt abgedroschen, ist aber so!
Zuletzt, aber nicht minder wichtig ist die liebevolle Gestaltung des Buchs: die wunderschönen Illustrationen stammen von Ana Juan.

Dieser Band ist der erste Teil einer Trilogie, wobei die Geschichte laut Rezensionen noch dunkler wird. Der zweite Band ist letztes Jahr erschienen und der dritte Band wird Oktober dieses Jahres erwartet.
Empfehlung an alle, die Alice im Wunderland lieben, und es gerne düsterer mit einer noch sympathischeren Titelheldin hätten.





Band #1: The Girl Who Circumnavigated Fairyland in a Ship of Her Own Making, 2011

Band #2: The Girl Who Fell Beneath Fairyland and Led the Revels There, 2012

Band #3: The Girl Who Soared Over Fairyland and Cut the Moon in Two, 2013

 

Sonntag, 21. Juli 2013

Brideshead Revisited von Evelyn Waugh



Wiedersehen mit Brideshead...




Selten hat mich ein Buch so verwirrt zurück gelassen wie dieses. Ich habe es in einem Schwung mit großem Vergnügen und Schaudern gelesen, aber ich kann die Frage, worum es in der Geschichte nun eigentlich geht, nicht wirklich beantworten. Ich habe auch etwas halbherzig in den Weiten des Internet gestöbert und die meisten Interpretationen beziehen sich auf die Suche und Umgang mit dem (katholischen) Glauben oder es wird die vermeintlich homosexuelle Liebesgeschichte betont.
Das die christliche Gesinnung in der katholischen Spielart Dreh- und Angelpunkt ist, wird eigentlich durch Evelyn Waughn selbst bestätigt, hat er sich doch in diesem Sinn zu seinem Werk geäußert und schließlich ist er selbst zum Katholizismus konvertiert. Falls er aber ein positives Plädoyer schreiben wollte, dann ist das bei mir sehr daneben gegangen. Am ehesten sehe ich hier noch das Protrait einer Familie, die durch die lange Tradition und Erziehung im katholischen Glauben in Verbindung mit dem typisch erscheinenden Gebaren der adeligen Oberschicht, langsam aber sicher zerbricht und in sich erstarrt.



Das Buch erzählt die Geschichte der adeligen Familie Marchmain aus den Augen des Erzählers Charles Ryder, über den man, obwohl Hauptprotagonist, hauptsächlich etwas in Verbindung mit den Marchmains erfährt.
Charles lernt den jüngeren Sohn der Familie - Lord Sebastian Flyte- in seinem ersten Jahr an der Universität in Oxford kennen und verbringt mit ihm und seinen exzentrischen Freunden eine wundervolle Zeit. Er liebt Sebastian (ob platonisch oder nicht sei hier dahin gestellt), wundert sich aber immer darüber, dass er  kaum etwas über seine Familie erzählt und auch ganz offensichtlich versucht jeglichen Kontakt zu vermeiden. Von großer Bedeutung ist, dass Sebastians Familie katholisch ist und sich Lord Marchmain von seiner Frau getrennt hat und mit seiner Geliebten in Italien lebt. Lady Marchmain wiederum scheint eine Art Heilige zu sein, die mit großem Einfluß und Unfehlbarkeit über ihre Familie wacht.

'Yes, but it's all the bother - mummy and Bridey and all the family and the dons. I'd sooner go to prison. If I just slip away abroad they can't get me back, can they? That's what people do when the police are after them. I know mummy will make it seem she has to bear the whole brunt of the business.'
(Sebastian zu Charles, nachdem sie nach einer Sauftour, betrunken mit Prostituierten von der Polizei aufgegriffen wurden) 

Charles lernt dann doch Sebastians Familie kennen und kann sich vor allem der Mutter nicht entziehen. Währendessen entgleitet Sebastian aber immer mehr und ergibt sich ganz seinem schon früher angedeuteten Alkoholismus, der sich nun nicht mehr verbergen lässt. Lady Marchmain entwirft einen Plan, wie Sebastian wieder unter Kontrolle zu bekommen ist und will dabei auch Charles Hilfe, die er ihr aber verweigert. Es kommt zum unweigerlichem Bruch mit Sebastian und seiner Familie.

Nachdem Charles sich als Architekturmaler etabliert hat, heiratet er und bekommt zwei Kinder. Nach einem längeren Forschungsaufenthalt, tritt er mit seiner Frau (die extra angereist ist) die Schifffahrt nach Europa an. Auf demselben Schiff befindet sich auch Julia, Sebastians Schwester, die sich in Trennung von ihrem Ehemann befindet. Ein Sturm bringt die beiden näher zusammen und sie verlieben sich ineinander. Beide wollen sich scheiden lassen um dann einander zu heiraten. Nachdem aber Lord Marchmain aufgrund schwerer Krankheit nach England zurückkehrt und am Totenbett wieder zu seinem katholischen Glauben findet, wird auch Julia in eine tiefe Sinnkrise gestürzt. Sie fühlt sich von ihrem Glauben bestimmt und denkt nicht, dass sie ein Leben als wiederverheiratete Geschiedene führen kann und verlässt Charles.
Das Schicksal vom familiären Glauben nicht loszukommen scheint der ganzen Familie bestimmt zu sein: Sebsastian, durch seine Trunksucht im Sterben liegend, hat Zuflucht in einem Kloster gefundenen und die jüngere Schwester geht vollkommen in der Ausübung christlicher Nächstenliebe auf. Das Buch beginnt und endet im Frühjahr 1943 (oder 1944) - Charles ist bei der Armee beschäftigt und findet sich plötzlich am Familiensitz der Marchmain - Brideshead - wieder, welches für militärische Zwecke genützt wird. Zum Abschluss besucht er die dazugehörige Kapelle um dort zu beten.

'There was one part of the house I had not yet visited, and I went there now. The chapel showed no ill effects of its long negelects; the art-nouveau paint was as fresh and bright as ever; the art-nouveau lamp burned once more before the altar. I said a prayer, an ancient, newly-learned form of words, and left, turning towards the camp...'

Wie bereits angeprochen, fällt es mir schwer hier das große Thema anzusprechen. Der Roman hat bei mir hauptsächlich ein Gefühl ausgelöst beziehungsweise hinterlassen, welches ich nicht richtig benennen kann. Anstatt hier also ein Großes und Ganzes zu präsentieren, kann ich  nur mit Einzelteilen aufwarten, die vielleicht keine Summe ergeben.

Zu allererst: es ist streckenweise ein sehr lustiges Buch, speziell am Anfang. Die ersten Begegnungen zwischen Sebastian und Charles sind exzentrisch und komisch. Die Unterhaltungen zwischen Charles und seinem Vater (als Charles eher unfreiwillig in den Ferien etwas Zeit bei ihm verbringt) haben mich laut zum Lachen gebraucht.
Charles selbst hat mich immer mehr kalt gelassen, was aber auch irgendwie mit seiner Entwicklung korespondiert. Ich mochte Charles zu Beginn aufgrund seiner großen Zuneigung zu Sebastian. Er wollte Zeit mit ihm verbringen und Teil seines Lebens sein. Er war verletzt, wenn Sebastian ihn ausschloß. Das ließ Charles selbst liebenswerter sein. Im Lauf der Geschichte, nachdem Sebastian die Bühne verlassen hatte, war Charles aber eigentlich immer kühler ohne Bezug zu einer anderen Person. Auch seine Liebe zu Julia wirkte nicht so intensiv wie die zu Sebastian (auch wenn er beide immer wieder miteinander vergleicht).
Die Gefühlskälte in diesem Roman war für mich überhaupt sagenhaft. Sebastian ist zum Beispiel eine Figur für die ich die ganze Zeit stark mitgefühlt habe. An irgendetwas zerbricht dieses aristokratische Geschöpf, sei es an seinem katholischen Glauben oder seiner Familie oder an beidem zusammen. Seine Flucht in den Alkohol wird von seiner Familie erst als ein Problem anerkannt, als es zu "Peinlichkeiten" kommt. Sebastian muss irgendwie unter Kontrolle bekommen werden und dafür wird ein Babysitter engagiert, der auf ihn aufpassen soll. Damit hat man das Ganze dann erledigt. Die Distanziertheit und das egoistische Interesse, das einem da in den Dialogen entgegenschlägt ist eines der großartigsten und widerlichsten Dinge, die ich je gelesen habe.
Deswegen verstehe ich das katholische Thema des Romans nicht. Es ist anzunehmen, dass Evelyn Waugh aufgrund seines persönlichen Bekenntnis, ein postives Bild dieser Glaubenspielart darstellen wollte. Aber die Religion wirkt hier nicht wie eine Stütze, sondern wie eine Art Auflage, die erfüllt werden muss und man versucht sich zu befreien, kämpft dagegen an, kehrt aber am Schluß wieder in den Mutterschoß der katholischen Kirche zurück - weil man ist, was man ist. Deswegen wird nicht unebdingt das eigene Leben schöner oder man selbst zum besseren Menschen, aber die Regeln müssen befolgt werden. Es ist etwas für Außentehende Unbegreifliches, ein Kodex, dem man sich fügen muss.

Trotz all dieser Fragezeichen und Leerstellen war "Brideshead Revisited" ein großartiges Buch. Warum genau, weiß ich leider nicht.



Evelyn Waugh, Brideshead Revisited, erstmals 1945 erschienen












































Dienstag, 9. Juli 2013

Skulduggery Pleasant 1-3 von Derek Landy



Nach meiner kleinen Leseflaute (und nachdem ich an keines der von der lieben Papyrus empfohlenen Bücher so schnell ran gekommen bin), habe ich den einfachen Weg gewählt - knallig und schnell sollte es sein. Eines gleich vorweg - man muss Fantasy, Kampfszenen und flotte Sprüche mögen (besser sogar lieben). Leute, die Spaghetti Western mit Bud Spence und Terence Hill lustig finden, könnten hier ihre Fantasy Heimat finden. Ich habe die drei ersten Bücher (die wie eine Trilogie eine zusammenhängende Geschichte ergeben) in einem großen Skulduggery Pleasant Fest schnurstracks durchgelesen. Geht ganz einfach.









Als der berühmte Horror Schriftsteller Gordon Edgley stirbt, hinterlässt er den Großteil seines Vermögens seiner Lieblingsnichte Stephanie und verstrickt sie damit in Ereignisse, die schon lange vor seinem Tod (und seiner Geburt) ihren Lauf genommen haben.
Nachdem Stephanie von einem Unbekannten in Gordons Haus attakiert wird, wird sie von Gordons Freund Skulduggery Pleasant gerettet, ein ungefähr 400 Jahre altes Skelett, großartiger Magier und auch so ziemlich der beste Dedektiv überhaupt. Skulduggery zeigt Stephanie eine Welt voller Magie und wundersamer Gestalten, wie Ghastly Bespoke, ein extrem talentierter und hässlicher Schneider, oder die wunderschöne und gefährliche China Sorrows. Die 12jährige Stephanie ist fasziniert von dieser Welt und will nicht mehr in die "normale" Welt zurückkehren. Da sie ein ziemlich stures, mutiges und kluges Mädchen ist und Skulduggery nicht die üblichen Skrupel hat, Minderjährige in gefährliche Abenteuer mitzunehmen, wird Stephanie zu Valkyrie Cain und seiner Assistentin.
Gemeinsam versuchen sie dem Mörder von Stephanies Onkel auf die Spur zu kommen und merken, dass sie dabei sind eine viel größere Verschwörung aufzudecken. Der große Krieg zwischen den guten und den bösen Zauberern,
welcher damals Skulduggery seiner fleischlichen Hülle beraubt hat, ist noch lange nicht vorbei. Finstere Gestalten wollen beenden, was damals begonnen wurde und Stephanie spielt dabei keine unwesentliche Rolle. Mit dabei sind außerdem ausführliche Kampfszenen, flotte Sprüche und in-letzter-Minute-Rettungen.










Die Bücher sind eindeutig an ein jüngeres Publikum (etwa im Alter der Heldin) gerichtet und sicher ein gutes Geschenk für einen lesenden Teenager im Bekanntenkreis. Trotzdem kann man sie gut als Erwachsener lesen, man muss nur das klassische Genre des Dedektiv Romans oder Ähnliches mögen. Magie wird hier hauptsächlich benutzt um Kampfszenen interessanter zu gestalten (was aber nicht heißt, dass nicht auch klassische Boxschläge zur Genüge zum Zug kommen) und die Beschreibung solcher füllt dann schon mal mehrere Seiten. Und nicht zu vergessen ist, dass man dabei natürlich auch immer ein paar sarkastische Sprüche für den übermächtigen Feind aus dem Ärmel schütteln muss. So etwas muss man mögen und ich bin dabei bestens unterhalten - wie gesagt: Bud Spencer und Terence Hill oder auch Bruce Willis Fans kommen hier voll auf ihre Kosten.
Die entworfene Welt ist nicht allzu kompliziert und oft wird mit Zauberei das eine oder andere erzählerische Problemchen gelöst  (zum Beispiel wie gelingt es einer 12jährigen nächtelang wegzubleiben und ihre diversen blauen Flecken zu verstecken), aber das Ganze ist nicht zu an den Haaren herbei gezogen und das magische Universum steht auf soliden Füssen.
Was mir die Geschichte noch einmal sympathischer macht ist, dass es zu keinerkei Romantik kommt. Skelett und 12jähriges Mädchen haben ganz klar wenig sexuelle Anziehungskraft, dafür gibt es hier sehr viel Mut und Freundschaft. Und Landy hat ein tolles Talent für Namen.  Es hört nur ziemlich oft zu regnen auf.





Die reisserischen Titel der deutschen Ausgaben sind hier kein Übersetzungsfiasko, sondern durchaus stimmig...

Skulduggery Pleasant 01. Der Gentleman mit der Feuerhand, 2007.
Skulduggery Pleasant 02. Das Groteskerium kehrt zurück, 2011.
Skullduggery Pleasant 03. Die Diablerie bittet zum Sterben, 2012








Sonntag, 23. Juni 2013

Leseflaute...


Irgendwie hatte ich in letzter Zeit ein bißchen Pech mit meiner Bücherwahl. Da war alles eher so naja und nichts hat mich wirklich in irgendeiner Weise berührt oder sonst gut unterhalten. Aber nachdem ich sonst nichts erlebt habe, erzähle ich mal, was ich lieber nicht gelesen hätte...



Weil ich eigentlich ganz gerne Krimis lese, so zwischendurch für die leichte Unterhaltung, habe ich vor kurzem den ersten Band der Krimireihe "Mrs. Murphy" von Rita Mae Brown (und ihrer Katze Sneaky Pie Brown...) gelesen. Auf Deutsch heißt das ganze "Ein Fall für Mrs. Murphy" und der erste Band "Schade, dass du nicht tot bist". Das Buch spielt in einem kleinen Ort in Virigina, wo Mary Haristeen das örtliche Postamt leitet und auch Besitzerin der Katze Mrs. Murphy und des Hundes Tee Tucker ist. Man kann an dieser Stelle erraten, dass hier nicht nur die Menschen Kriminalfälle lösen, sondern auch die Tiere mit ihrer eigenen Stimme ausgestattet werden und mühsam versuchen ihre menschlichen Besitzer in die richtige Richtung zu lotsen. Im ersten Band wird man am Anfang hauptsächlich mit den verschiedenen Bewohnern der Kleinstadt verwirrt, die Schlag auf Schlag ihren Auftritt im Postamt haben. Nachdem ich mich einigermaßen orientiert hatte, war das Mysterium um zwei Todesfälle eigentlich auch schon wieder aufgelöst - ein Umstand der mich weniger gestört hat, da ich ja auf der Suche nach leichter Unterhaltung war. Auch die Aufzählung von gefühlten hundert Namen auf den ersten Seiten ist zu verkraften, besonders da es sich ja um eine doch erfolgreiche Krimireihe handelt. Das heißt in Zukunft könnte man die Bücher dann schon mit einem gewissen Vorwissen betreten und sich mehr auf die Handlung konzentrieren. Der Punkt, der mich aber davon abhalten wird einen weiteren Mrs. Murphy Krimi zu lesen, sind die diversen Lebensweisheiten, die so locker flockig dazwischen gestreut werden - sei es von der Katze oder den Menschen. Da wird auf sehr platte und einfache Weise eine Seite über Religion philosophiert und auch mal festgestellt, dass Leute die keine Katzen mögen Faschisten sind (beides "Menschenmeinungen"). Die Katze regt sich inzwischen schon einmal darüber auf, dass junge Menschen heutzutage nicht mehr wissen was wirkliches Arbeiten heißt. Wirklich? Eine Katze legt Wert auf Arbeit? Wo sie kurz zuvor noch darüber lamentiert hat, dass Menschen den Kontakt zur Natur verloren und ihre Prioritäten falsch (eben auf Geld & Karriere) setzen. Nein, Danke Rita Mae Brown - auf diese unterschwelligen Predigten kann ich gut verzichten.


John Saturnall's Feast (deutsch: Das Festmahl des John Saturnall) von Lawrence Norfolk habe ich ein wenig unter falschen Voraussetzungen gelesen. Der Klappentext hat von einer Frau, die als Hexe verfolgt wurde, einem geheimnisvollen Buch und einem Erbe für ihren Sohne gesprochen. Daher habe ich mehr "Fantasy" und weniger Historienroman erwartet, was es aber schlußendlich war. John Saturnalls Mutter, eine Kräuterfrau, wird aufgrund mehrer Todesfälle und einem religiösen Fanatiker aus ihrem Haus vertrieben und stirbt in der Kälte. Ihr Sohn kommt nach Buckland Manor, wo er in der Küche arbeitet und Dank seines herausragenden Talents bald einen kometenhaften Aufstieg schafft. Aber da ist noch seine unerreichbare Liebe, ein Bürgerkrieg und viele unbeantwortete Fragen.
Streckenweise war das Buch richtig gut  - besonders der Anfang war spannend und später haben mir die Beschreibungen der Großküche wirklich gut gefallen. Nur hatte ich hier das Gefühl, dass das Buch nicht genau weiß, was es sein will: Eine Geschichte über einen vergessenen Kult, über falsche Prohpheten oder doch eine Liebesgeschichte? Der Autor hat zwar versucht all diese verschiedenen Ezählstränge zusammenzuführen, aber es hat mich irgendwie nicht überzeugt und manche Fragen wurden nur unbefriedigend beantwortet. Um bei dem Thema des Buches zu bleiben: satt wird man hier nicht.


Nebenbei habe ich noch "Die Bibel nach Biff: Die wilden Jugendjahre von Jesus, erzählt von seinem besten Freund" von Christopher Moore gelesen. Ein fast 600 Seiten dicker Wälzer, der auf humoristische Art versucht die Zeit zu beschreiben, bevor Jesus DER Messias wurde. Jesus reist hier zu den drei Weisen, die zu seiner Geburt da waren und diese weisen ihn in die verschiedenen Weltreligionen ein, aus deren Quintessenz sich dann Jesus seine eigene Wahrheit zusammenreimt. Mit dabei ist seine verkommener Freund Biff, immer mit einem flotten Spruch auf den Lippen (Biff hat den Sarkasmus übrigens erfunden). Vielleicht ist meine momentane Leseunzufriedenheit daran Schuld, aber ich habe das Buch einfach nicht lustig gefunden. Es ist gut recherchiert, aber ich musste vielleicht zweimal schmunzeln. Wahrscheinlich tue ich dem Buch wahnrsinnig unrecht, aber es war großteils einfach langweilig. Böse gesagt, ist es ein offensichtlicher und gescheiterter Versuch Douglas Adams zu sein.





So jetzt aber genug gejammert. Ich hätte die Bücher ja einfach früher beiseite legen (also zumindest die dicke Biff Bibel) und etwas anderes lesen können. Ich werde mich vielleicht jetzt einmal vorsichtig auf bekannteres Terrain zurückziehen, vor meinem nächsten Ausflug in die Gegenwart, aber würde mich natürlich über Empfehlungen aller Art freuen.