Mansfield Park ist der Roman der unter den Austen Fans wahrscheinlich für die größte Unstimmigkeit sorgt - es gibt große Liebhaber der Geschichte um Fanny Price; viele können aber so gar nichts mit dieser ruhigen und zurückgezogenen Heldin anfangen.
Auch ich bin keine große Freundin von Fanny - oder eigentlich stört mich Fanny weniger: warum nicht einmal (speziell nach der fast übertrieben scharfzüngingen Lizzy Bennet) einen etwas introvertierterem Charakter auf die Bühne stellen, die mit ruhiger Standhaftigkeit schließlich auch die ihr gebührende Anerkennung erlangt?
Mein Problem ist mehr das gesamte Tempo des Romans - stellenweise ziehen sich die einzelnen Dialoge wahnsinnig in die Länge und sind ohne den sonst so gewohnten Witz von Jane Austen schwer zu lesen ohne ungeduldig zu werden. Es gibt hier viele Gespräche zwischen Edmund und Fanny, die vor allem dazu dienen, sehr enrsthaft die verschiedenen Vor- und Nachteile mancher Charakterzüge zu diskutieren. Man wünscht Fanny, dass sie ihr Glück findet, aber speziell die erste Hälfte des Romans ist teilweise einfach langweilig. Erst als dann Henry Crawford anfängt eine größere Rolle in Bezug auf Fanny zu spielen, gewinnt die Geschichte einen großen Spannungsmoment. Ich kann mich erinnern, dass ich, als ich das Buch das erste Mal gelesen habe, wirklich nicht gewußt habe, wie Fannys Geschichte ausgehen wird und das ist bei einem Jane Austen Roman schon speziell.
Aber schlußendlich ist Mansfield Park einfach nicht "my cup of tea".
Es ist ein gutes Beispiel dafür, dass Austen ein Talent hat wirklich unsympathische Charaktere zu entwerfen - in diesem Fall sind eigentlich alle, bis auf Edmund und Fanny, auf der "dunklen Seite" und selbst die beiden sind manchmal in ihrer moralischen Selbstisicherheit schwer zu verdauen. Es ist schwieirig eine Geschichte zu lesen, wo einem fast alle handelnden Personen Bauchschmerzen bereiten.
Aber den größten Vorwurf den ich Fanny - oder besser Jane Austen - mache, ist, dass sie im Gegensatz zu ihren Kollgeinnen in den anderen Austen Büchern eigentlich keine Entwicklung erlebt. Sie bleibt vom Anfang bis zum Ende eine sehr korrekte und passive Person und die Moral scheint zu sein, dass geduldiges Warten durchaus reicht um am Schluß belohnt zu werden. Abgesehen davon, dass das nicht gerade eine Botschaft ist, die ich so unterschreiben würde, wäre es schön gewesen, wenn Fanny gegen Ende des Romans ein bißchen lebhafter geworden wäre.
Meiner Meinung nach sollte man Mansfield Park sicher nicht als erstes Buch von Austen lesen - vielleicht ist es sepeziell etwas für Leute für die Lizzy Bennet etwas zu draufgängerisch und vorlaut war. Fanny Price ist ihr ziemliches Gegenteil, aber für meinen Geschmack eine Spur zu "heilig" um wirklich Spaß zu machen und ihre Geschichte und die beschriebene Problematik ist nicht so zeitlos wie man es von anderen Austen Romanen kennt.
Hier der Trailer für die Verfilmung von Mansfield Park von 1999 - Fanny ist hier ihrer Buchvorlage nicht wirklich treu geblieben
Regency Wedding |
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