Sonntag, 25. August 2013

Die Austen Abenteuer #3 - "Stolz und Vorurteil"


                                                                                            Die Austen Abenteuer


"In vain have I struggled. It will not do. My feelings will not be repressed. You must allow me to tell you how ardently I admire and love you.”


"Pride & Prejudice" beziehungsweise "Stolz und Vorurteil" ist wohl das bekannteste und beliebteste Werk von Jane Austen. Obwohl nicht mein persönlicher Favourit, kann ich leicht nachvollziehen, warum gerade diese Geschichte so populär ist. Jane Austen verweist hier Rosamund Pilcher und Konsorten wirklich auf ihren Platz.
Meine Meinung ist ja, dass die meisten Menschen, die romantische Geschichten ablehnen, einfach bisher das Falsche gelesen. Eine gute geschrieben Liebesgeschichte hat (wie eigentlich jedes andere Genre) nämlich Handlung - nachvollziehbare Handlunge mit Irrungen und Wirrungen. Man kann dann nämlich verstehen warum sich Person A in Person B verliebt und es wird nicht einfach so vom Erzähler auf Seite 153 so bestimmt. Es ist nämlich kein "die Blicke kreuzten sich und krawumm" ohne irgendeine weitere Ausschmückung der Sache. Bei Jane Austen wird wohl auch klar, dass oft die Umstände und nicht (nur) das Schicksal zwei einsame Herzen zusammenführen und die Charaktere erzeugen eine glaubwürdige Liebesgeschichte und nicht der Erzähler also solches.



Wordsworth Classics



"It is a truth universally acknowledged, that a single man in possesion of a good fortune, must be in want of a wife."

Man trifft auf Familie Bennet mitten in einem Streitgespräch zwischen Mrs. Bennet und ihrem Mann. Mrs. Bennet hat soeben erfahren, dass ein durchaus gut begüterter Junggeselle (Mr. Bingley) in die Nachbarschaft zieht und verlangt nun von Mr. Bennet, dass dieser sich unverzüglichst bei ihm vorzustellen hat, um dann im weiteren Verlauf der Bekanntschaft die fünf Töchter der Bennets dem Unverheiratetem zu präsentieren auf das er eine von diesen heiraten werde. Mr. Bennet verweigert sich diesem Ansinnen auf spöttische Art. Auf den ersten Seiten wird bereits klar: Hier sind fünf Töchter, die um jeden Preis und möglichst zügig unter die Haube kommen sollen. Vor allem Mrs. Bennet ist bestimmt von diesem Vorhaben:

"She was a woman of mean understanding, little information, and uncertain temper. When she was disontented, she fancied herself nervous. The business of her life was to get her daughters married; its solace was visiting and news"
 
Bei einem Ball trifft dann die Familie Bennet auf den so viel besprochenen Mr. Bingley, der sich als durchaus charmant erweist und vor allem der ältesten Tocher Jane einiges an Aufmerksamkeit zukommen lässt. Mr. Bingley ist jedoch nicht allein gekommen - sein bester Freund Mr. Darcy und seine Schwestern sind mit von der Partie und hinerlassen mit ihrem arrogantem Benehmen keinen so vorteilhaften Eindruck. Speziell Lizzy Bennet muss sich anhören, wie Mr. Darcy sie als eher mittelmäßige Schönheit beschreibt mit der auf keinen Fall tanzen möchte.

Elizabeth "Lizzy" Bennet ist auch die weibliche Hauptperson in "Stoz und Vorurteil". Scharfzüngig und mit mit einem eigenen Willen ausgestattet, entzieht sie sich den mütterlichen Vorstellungen und wird dafür vor allem von ihrem Vater geliebt. Während Lizzy aufgrund Willenstärke von mir durchaus geschätzt wird, kann ich sie leider nicht wirklich mögen. Obwohl sie im Lauf der Geschichte ihre eigenen Vorstellungen durchaus überdenken und korrigieren mus, ist sie für mich streckenweise etwas zu überzeugt von ihrer eigenen Überlegenheit, die manchmal fast an Boshaftigkeit grenzt.
Ihr - wie könnte es anders sein - "love interest" ist Mr. Darcy und Mr. Darcy ist wahrscheinlich eine der gelungensten romantischen Helden der Literatur. Die Verehrung von Mr. Darcy von weiblichen Jane Austen Fans ist schier grenzenlos und hat wahrscheinlich die meiste "Fanfiction" überhaupt inspiriert. Mr. Darcy ist auch derjenige der am meisten "Stolz & Vorurteil" zu überwinden hat. Er fühlt sich bald zu Lizzy und ihrer klugen und unabhängigen Art hingezogen, will sich dies aber anfangs kaum eingestehen - zu minder erscheint ihre soziale Stellung und zu unangebracht das Verhalten ihrer Familie. Er geht sogar so weit einen Keil zwischen die aufkeimende Liebe zwischen seinem Freund Mr. Bingley und Lizzys älteren Schwester Jane zu treiben. Nachdem ihm Lizzy - wenn auch vielleicht ungerechtfertigt - sein aus ihrer Sicht arrogantes Wesen vorwirft, beginnt bei Mr. Darcy ein Umdenkprozess, der vor allem dann Wert gewinnt als er im Hintergrund der Familie Bennet aus einem doch größeren sozialen Skandal hilft, den Lizzys jüngere Schwester Lydia verursacht hat.
Lydia Bennet ist nun ein wirklich unmöglich zu mögendes Mädchen, aber ein unverzichtbarer "Motor" für die Handlung. An ihr zeigt sich auch, dass die mütterliche Erziehung mit dem alleinigen Fokus auf Heirat sehr viel Schaden anrichten kann. Lydias Hauptbeschäftigung ist vor allem Männerjagd und ohne jegliche moralische Führung läuft sie dabei fast in ihren eigenen Untergang - wobei sie selber ihre Fehler eigentlich nicht erkennt. Aber sie gibt Mr. Darcy die Möglichkeit als strahlender und (um ihn noch liebenswerter zu machen) demütiger Retter aufzutreten.

Zum Abschluss soll noch eine meiner persönlichen Favoritinnen erwähnt werden - es kommt jetzt zur Verleihung des Oscars für die beste Nebendarstellerin: Lizzys beste Freundin Charlotte Lucas. Charlotte ist eigentlich schon als alte Jungfer abgeschrieben, hat sie doch mit ihren 27 Jahren noch immer keinen Ehemann. Sie entscheidet sich aus Vernunftgründen zu einer Ehe mit einem Mann, dem sie keine Liebe entgegenbringt, aber der sie gut behandeln wird. Lizzy kann Charlottes Entscheidung nicht nachvollziehen, aber für Charlotte ist diese Heirat nicht nur die Möglichkeit zur Gründung eines eigenen Haushalts, sondern vor allem eine soziale und finanzielle Absicherung, die sie sich mit Vernunft und Genügsamkeit so angnenehm wie möglich gestaltet.
Charlotte Lucas soll hier das abschließende Argument für Jane Austens Talent zur romantischen Erzählung mit Herzklopfen und realistischer Handlung sein - sie vergißt auch nicht die Charlotte Lucase dieser Welt zu erwähnen, die nicht vom Prinzen auf dem weißen Ross aus dem heimischen Gmüsegarten gepflückt wurden und auch ein Leben haben.



“I must learn to be content with being happier than I deserve.”











Mehr Jane Austen: Jane Austen's World



*Eine bösartige Vermutung von mir ist, dass das der Grund ist warum gerade so viele übernatürliche Vampir etc. Romanzen boomen - oft der leichteste Ausweg um irgendeine Art Handlung zu erzeugen.

2 Kommentare:

  1. Heißt das jetzt die Bücher von Jane Austen sind nicht alt und aus der Mottenkiste, sondern ich sollte tatsächlich mal ein Buch von ihr lesen?

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  2. UNBEDINGT! Oder dir die Verfilmungen ansehen, wenn du vielleicht mit der altmodischen Sprache nicht zurecht kommst. Das bedeutet aber nicht, dass Jane Austens Themen alt sind - google mal nach ihr und du wirst aus dem Staunen nicht mehr rauskommen. Vor allem im englischsprachigen Raum kennt sie jedes Kind. Es gibt Hunderte von englischsprachigen FanFictions, Fortsetzungen, Parallelen, Variationen, besonders von "Stolz und Vorurteil". Jane Austen war eine so kluge Menschenbeobachterin und ihre ironische Sicht auf die Welt ist sehr unterhaltsam, auch noch heute.
    Leider gibt es auf Deutsch keine moderne Versionen dieses wunderbaren Buches - bis Oktober! Da kommt mein erster Roman mit dem Titel "Ein Engel für Mr. Darcy" heraus. Mehr Infos auf meiner Internetseite: http://www.scriptoriumsanctum.de/ein-engel-fuer.html oder bei Amazon vorbestellen: http://www.amazon.de/Ein-Engel-f%C3%BCr-Mr-Darcy/dp/3955371093/ref=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=1377787281&sr=1-1&keywords=ein+engel+f%C3%BCr+mr.+darcy

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