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Mittwoch, 29. Januar 2014

Die Austen Abenteuer #5 - "Emma"


 Was sind die Austen Abenteuer?  Bitte hier nachlesen :)




"Emma Woodhouse, handsome, clever, and rich, with a comfortable home and happy disposition, seemed to unite some of the best blessings of existence; and had lived nearly twenty-one years in the world with very little to distress or vex her."

Der Roman beginnt mit einer Hochzeit - Emmas Gouvernante heiratet und Emma versucht nun den ersten Abend mit ihrem Vater so unterhaltsam und friedlich wie möglich zu gestalten. Gott sei Dank bekommen sie auch Besuch von Mr. Knightly, einem alter Freund der Familie und so ziemlich der Einzige, der Emma hin und wieder widerspricht.
Dieser sich ankündigende zurückgezogene Lebensstil entspricht so gar nicht Emmas Charakter und da sie keine junge Dame ist, die sich mit lesen oder Stickerei lang beschäftigen kann, verfolgt sie bald ein neues Projekt. Miss Harriet Smith wird zur Freundin gemacht und soll durch Emmas Einfluss kultivierter und attraktiver gemacht werden um schließlich als krönenden Abschluss möglichst vorteilhaft verheiratet zu werden. Emma biegt sich hier eine Welt zu ihrem großen Unterhaltungswert und erst als sie die Folgen ihres unüberlegten Handelns nicht mehr leugnen kann, beginnt bei ihr ein Prozess der Läuterung.

"She [Emma] would notice her [Harriet Smith]; she would improve her; she would detach her from her bad acquaintance, and introduce her into good society; she would form her opinions and her manners. It would be an interesting, and certainly a very kind undertaking; highly becoming her own situation in life, her leisure, and powers."

Emma - Fischer Verlag



Emma hat es als Einzige von Jane Austens Protagonistinnen auch auf den Titel geschafft und ist auch im Gegensatz zu ihren Kolleginnen als Einzige finanziell unabhängig - das heißt, schon ganz zu Beginn des Romans stellt Emma fest, dass Heiraten nichts für sie ist.

"The real evils, indeed, of Emma's situation were the power of having rather too much her own way, and a disposition to think a little too well of herself. […] The danger, however, was at present so unperceived, that they did not by any means rank as misfortunes with her." 

Der erste Eindruck von Emma ist der einer verwöhnten, sich selbst überschätzenden Göre, die aufgrund ihrer sozialen Stellung und ihres ungebremsten Charakters mehr Schaden anrichtet als man möglich meinen möchte. Dabei hat sie ein gutes Herz und einen klugen Kopf auf ihren wohlgeformten Schultern. Aber wie in allen Austen Romanen fehlt eine starke leitende Hand. Ihre Mutter ist früh gestorben, der Vater ist hauptsächlich mit mit seinem schwachen Gesundheit beschäftigt und ihre (ehemalige) Gouvernante ist ihr eine gute, aber allerhöchstens ebenbürtige Freundin. Allein Mr. Knightly, ein guter Freund der Familie und einige Jahre älter als Emma, schafft es hin und wieder etwas strenger mit ihr zu sein und versucht sie ein etwas besonneres Wesen zu verwandeln.
Natürlich entdeckt auch Emma bei sich erste Verdachtsmoment der Verliebteheit, aber erst nach einigen falschen Fährten und nicht spätestens nachdem sie ihre Freundin Harriet fast komplett ins Unglück gestürzt hat, merkt Emma wo ihr wahres Glück liegt.

“If I loved you less, I might be able to talk about it more.”

Emma ist sicher die leichtfüssigste in Jane Austens Frauenrunde. Durch ihre soziale Stellung hat sie mehr Freiheiten und das besondere an ihr ist auch, dass sie nicht durch ihre Verliebtheit eine Wandlung erfährt, sondern erst nach der Wandlung ihre Liebe erkennen kann. Durch ihr vermeintliches Spinnen von Heiratsglück für andere und die Fehler, die sie dabei macht, lernt sie mehr über sich selbst und ihre kleinen Schwächen. Die passiert eigentlich sehr selbständig mit nur leichten Richtungsweisern. Aber erst dann ist es ihr möglich zu erkennen, wem ihr Herz gehört. Neben dieser Erkenntnis hat Jane Austen aber hier alle möglichen Pärchenkonstellationen verarbeitet - jeder Topf bekommt sein Deckelchen beziehungsweise jedeR bekommt was er verdient. Man bekommt auch einen (für mich zumindest) überraschenden Einblick in die Liebesbriefe dieser Zeit. Da Briefe das einzige Mittel zur Kommunikation war, wurde offenbar jegliche noch so irrelevante Information dem meilenwert entfernten Liebhaber kundgetan. So steht eine geheime Liebesgeschichte fast auf der Kippe, weil der so liebevoll Adressierte davon weiß, dass einer der unzähligen Nachbarn sich doch eine neue Kutsche zulegen wollte. Da niemand, der mit ihm in offizieller Kommunikation stehenden ihm diese wertvolle Information gegeben haben kann, kommt es zu einem Geraschel und Geraune in der Gesellschaft und die heimlich Verliebten stehen kurz vor der Entdeckung.

 "Emma" ist neben "Stolz und Vorurteil" ein wunderbar fluffiger Einstieg in das Austen Universum und mir persönlich ist die etwas arg von sich überzeugte Emma sogar etwas lieber als die scharfzüngige Lizzy Bennet aus Stolz und Vorurteil.




Wunderbare Seite über Kleidung, Sitte etc. zur Lebenszeit von Jane Austen: Jane Austen's World

La Toilette, Boucher, 1742. Image@francoisboucher.org





“I am Emma Woodhouse. I feel for her, of her and in her. I have a different sort of snobbism, but I understand her snobbism. Her priggishness. I admire it. I know she does wrong things, she tries to organize other people's lives, she can't see Mr Knightley is a man in a million. She's temporarily silly, yet all the time one knows she's basically intelligent. Creative, determined to set the highest standards. A real human being.”
John Fowles, The Collector








Sonntag, 17. November 2013

Die Austen Abenteuer #4 - "Mansfield Park"

                                                                                                                 Die Austen Abenteuer







Im Mittelpunkt dieses Jane Austen Romans steht Fanny Price: Sie wird von ihren wohlhabenden Verwandten aufgenommen um ihren Eltern das Leben zu erleichtern und ihr eine bessere Erziehung zu ermöglichen. Soweit die guten Absichten. Dabei wird aber nie vergessen Fanny auf ihre ärmliche Herkunft hinzuweisen und das sehr schüchterne Mädchen fühlt sich oft einsam - nur ihr Cousin Edward kümmert sich um Fanny und wird bald ihr bester Freund und später ihre große einseitige Liebe. Zur selben Zeit als ihr Onkel aufgrund geschäftlichen Verpflichtungen nach Antigua muss, macht die restliche Familie ihre Bekanntschaft mit Mary und Henry Crawford. Mary und Henry sind beide wohlhabend und sorgenfrei bist zur Gewissenlosigkeit. Beide haben große Anziehungskraft auf Fannys Cousinen und ohne die strenge Hand des abwesenden Onkels, sorgen die beiden für Liebeskummer und Unruhe. Nur Fanny scheint den wahren Charakter der Crawfords zu durchschauen und leidet still, während sie merkt, dass Edmund sich immer mehr in Mary Crawford verliebt. Und auch Henry Crawford sorgt für einiges Unbehagen in Fannys bisher unschuldigem Leben...

Mansfield Park ist der Roman der unter den Austen Fans wahrscheinlich für die größte Unstimmigkeit sorgt - es gibt große Liebhaber der Geschichte um Fanny Price; viele können aber so gar nichts mit dieser ruhigen und zurückgezogenen Heldin anfangen.
Auch ich bin keine große Freundin von Fanny - oder eigentlich stört mich Fanny weniger: warum nicht einmal (speziell nach der fast übertrieben scharfzüngingen Lizzy Bennet) einen etwas introvertierterem Charakter auf die Bühne stellen, die mit ruhiger Standhaftigkeit schließlich auch die ihr gebührende Anerkennung erlangt?
Mein Problem ist mehr das gesamte Tempo des Romans - stellenweise ziehen sich die einzelnen Dialoge wahnsinnig in die Länge und sind ohne den sonst so gewohnten Witz von Jane Austen schwer zu lesen ohne ungeduldig zu werden. Es gibt hier viele Gespräche zwischen Edmund und Fanny, die vor allem dazu dienen, sehr enrsthaft die verschiedenen Vor- und Nachteile mancher Charakterzüge zu diskutieren. Man wünscht Fanny, dass sie ihr Glück findet, aber speziell die erste Hälfte des Romans ist teilweise einfach langweilig. Erst als dann Henry Crawford anfängt eine größere Rolle in Bezug auf Fanny zu spielen, gewinnt die Geschichte einen großen Spannungsmoment. Ich kann mich erinnern, dass ich, als ich das Buch das erste Mal gelesen habe, wirklich nicht gewußt habe, wie Fannys Geschichte ausgehen wird und das ist bei einem Jane Austen Roman schon speziell.
Aber schlußendlich ist Mansfield Park einfach nicht "my cup of tea".
Es ist ein gutes Beispiel dafür, dass Austen ein Talent hat wirklich unsympathische Charaktere zu entwerfen - in diesem Fall sind eigentlich alle, bis auf Edmund und Fanny, auf der "dunklen Seite" und selbst die beiden sind manchmal in ihrer moralischen Selbstisicherheit schwer zu verdauen. Es ist schwieirig eine Geschichte zu lesen, wo einem fast alle handelnden Personen Bauchschmerzen bereiten.
Aber den größten Vorwurf den ich Fanny - oder besser Jane Austen - mache, ist, dass sie im Gegensatz zu ihren Kollgeinnen in den anderen Austen Büchern eigentlich keine Entwicklung erlebt. Sie bleibt vom Anfang bis zum Ende eine sehr korrekte und passive Person und die Moral scheint zu sein, dass geduldiges Warten durchaus reicht um am Schluß belohnt zu werden. Abgesehen davon, dass das nicht gerade eine Botschaft ist, die ich so unterschreiben würde, wäre es schön gewesen, wenn Fanny gegen Ende des Romans ein bißchen lebhafter geworden wäre.
Meiner Meinung nach sollte man Mansfield Park sicher nicht als erstes Buch von Austen lesen - vielleicht ist es sepeziell etwas für Leute für die Lizzy Bennet etwas zu draufgängerisch und vorlaut war. Fanny Price ist ihr ziemliches Gegenteil, aber für meinen Geschmack eine Spur zu "heilig" um wirklich Spaß zu machen und ihre Geschichte und die beschriebene Problematik ist nicht so zeitlos wie man es von anderen Austen Romanen kennt.

Hier der Trailer für die Verfilmung von Mansfield Park von 1999 - Fanny ist hier ihrer Buchvorlage nicht wirklich treu geblieben





Regency Wedding






Sonntag, 25. August 2013

Die Austen Abenteuer #3 - "Stolz und Vorurteil"


                                                                                            Die Austen Abenteuer


"In vain have I struggled. It will not do. My feelings will not be repressed. You must allow me to tell you how ardently I admire and love you.”


"Pride & Prejudice" beziehungsweise "Stolz und Vorurteil" ist wohl das bekannteste und beliebteste Werk von Jane Austen. Obwohl nicht mein persönlicher Favourit, kann ich leicht nachvollziehen, warum gerade diese Geschichte so populär ist. Jane Austen verweist hier Rosamund Pilcher und Konsorten wirklich auf ihren Platz.
Meine Meinung ist ja, dass die meisten Menschen, die romantische Geschichten ablehnen, einfach bisher das Falsche gelesen. Eine gute geschrieben Liebesgeschichte hat (wie eigentlich jedes andere Genre) nämlich Handlung - nachvollziehbare Handlunge mit Irrungen und Wirrungen. Man kann dann nämlich verstehen warum sich Person A in Person B verliebt und es wird nicht einfach so vom Erzähler auf Seite 153 so bestimmt. Es ist nämlich kein "die Blicke kreuzten sich und krawumm" ohne irgendeine weitere Ausschmückung der Sache. Bei Jane Austen wird wohl auch klar, dass oft die Umstände und nicht (nur) das Schicksal zwei einsame Herzen zusammenführen und die Charaktere erzeugen eine glaubwürdige Liebesgeschichte und nicht der Erzähler also solches.



Wordsworth Classics



"It is a truth universally acknowledged, that a single man in possesion of a good fortune, must be in want of a wife."

Man trifft auf Familie Bennet mitten in einem Streitgespräch zwischen Mrs. Bennet und ihrem Mann. Mrs. Bennet hat soeben erfahren, dass ein durchaus gut begüterter Junggeselle (Mr. Bingley) in die Nachbarschaft zieht und verlangt nun von Mr. Bennet, dass dieser sich unverzüglichst bei ihm vorzustellen hat, um dann im weiteren Verlauf der Bekanntschaft die fünf Töchter der Bennets dem Unverheiratetem zu präsentieren auf das er eine von diesen heiraten werde. Mr. Bennet verweigert sich diesem Ansinnen auf spöttische Art. Auf den ersten Seiten wird bereits klar: Hier sind fünf Töchter, die um jeden Preis und möglichst zügig unter die Haube kommen sollen. Vor allem Mrs. Bennet ist bestimmt von diesem Vorhaben:

"She was a woman of mean understanding, little information, and uncertain temper. When she was disontented, she fancied herself nervous. The business of her life was to get her daughters married; its solace was visiting and news"
 
Bei einem Ball trifft dann die Familie Bennet auf den so viel besprochenen Mr. Bingley, der sich als durchaus charmant erweist und vor allem der ältesten Tocher Jane einiges an Aufmerksamkeit zukommen lässt. Mr. Bingley ist jedoch nicht allein gekommen - sein bester Freund Mr. Darcy und seine Schwestern sind mit von der Partie und hinerlassen mit ihrem arrogantem Benehmen keinen so vorteilhaften Eindruck. Speziell Lizzy Bennet muss sich anhören, wie Mr. Darcy sie als eher mittelmäßige Schönheit beschreibt mit der auf keinen Fall tanzen möchte.

Elizabeth "Lizzy" Bennet ist auch die weibliche Hauptperson in "Stoz und Vorurteil". Scharfzüngig und mit mit einem eigenen Willen ausgestattet, entzieht sie sich den mütterlichen Vorstellungen und wird dafür vor allem von ihrem Vater geliebt. Während Lizzy aufgrund Willenstärke von mir durchaus geschätzt wird, kann ich sie leider nicht wirklich mögen. Obwohl sie im Lauf der Geschichte ihre eigenen Vorstellungen durchaus überdenken und korrigieren mus, ist sie für mich streckenweise etwas zu überzeugt von ihrer eigenen Überlegenheit, die manchmal fast an Boshaftigkeit grenzt.
Ihr - wie könnte es anders sein - "love interest" ist Mr. Darcy und Mr. Darcy ist wahrscheinlich eine der gelungensten romantischen Helden der Literatur. Die Verehrung von Mr. Darcy von weiblichen Jane Austen Fans ist schier grenzenlos und hat wahrscheinlich die meiste "Fanfiction" überhaupt inspiriert. Mr. Darcy ist auch derjenige der am meisten "Stolz & Vorurteil" zu überwinden hat. Er fühlt sich bald zu Lizzy und ihrer klugen und unabhängigen Art hingezogen, will sich dies aber anfangs kaum eingestehen - zu minder erscheint ihre soziale Stellung und zu unangebracht das Verhalten ihrer Familie. Er geht sogar so weit einen Keil zwischen die aufkeimende Liebe zwischen seinem Freund Mr. Bingley und Lizzys älteren Schwester Jane zu treiben. Nachdem ihm Lizzy - wenn auch vielleicht ungerechtfertigt - sein aus ihrer Sicht arrogantes Wesen vorwirft, beginnt bei Mr. Darcy ein Umdenkprozess, der vor allem dann Wert gewinnt als er im Hintergrund der Familie Bennet aus einem doch größeren sozialen Skandal hilft, den Lizzys jüngere Schwester Lydia verursacht hat.
Lydia Bennet ist nun ein wirklich unmöglich zu mögendes Mädchen, aber ein unverzichtbarer "Motor" für die Handlung. An ihr zeigt sich auch, dass die mütterliche Erziehung mit dem alleinigen Fokus auf Heirat sehr viel Schaden anrichten kann. Lydias Hauptbeschäftigung ist vor allem Männerjagd und ohne jegliche moralische Führung läuft sie dabei fast in ihren eigenen Untergang - wobei sie selber ihre Fehler eigentlich nicht erkennt. Aber sie gibt Mr. Darcy die Möglichkeit als strahlender und (um ihn noch liebenswerter zu machen) demütiger Retter aufzutreten.

Zum Abschluss soll noch eine meiner persönlichen Favoritinnen erwähnt werden - es kommt jetzt zur Verleihung des Oscars für die beste Nebendarstellerin: Lizzys beste Freundin Charlotte Lucas. Charlotte ist eigentlich schon als alte Jungfer abgeschrieben, hat sie doch mit ihren 27 Jahren noch immer keinen Ehemann. Sie entscheidet sich aus Vernunftgründen zu einer Ehe mit einem Mann, dem sie keine Liebe entgegenbringt, aber der sie gut behandeln wird. Lizzy kann Charlottes Entscheidung nicht nachvollziehen, aber für Charlotte ist diese Heirat nicht nur die Möglichkeit zur Gründung eines eigenen Haushalts, sondern vor allem eine soziale und finanzielle Absicherung, die sie sich mit Vernunft und Genügsamkeit so angnenehm wie möglich gestaltet.
Charlotte Lucas soll hier das abschließende Argument für Jane Austens Talent zur romantischen Erzählung mit Herzklopfen und realistischer Handlung sein - sie vergißt auch nicht die Charlotte Lucase dieser Welt zu erwähnen, die nicht vom Prinzen auf dem weißen Ross aus dem heimischen Gmüsegarten gepflückt wurden und auch ein Leben haben.



“I must learn to be content with being happier than I deserve.”











Mehr Jane Austen: Jane Austen's World



*Eine bösartige Vermutung von mir ist, dass das der Grund ist warum gerade so viele übernatürliche Vampir etc. Romanzen boomen - oft der leichteste Ausweg um irgendeine Art Handlung zu erzeugen.

Montag, 20. Mai 2013

Die Austen Abenteuer #2 - "Verstand und Gefühl"






                                                                                                          Die Austen Abenteuer...



oder "Was würde Elinor Dashwood tun?"


"Sense & Sensibility" beziehungsweise "Verstand & Gefühl" ist das Zweite von Jane Austen geschriebene Buch und sie macht hier doch einen ziemlich komplexen Sprung in der schriftstellerischen Weiterentwicklung im Vergleich zu Northanger Abbey.

"I considered the past: I saw my own behaviour, since the beginning of our acquaintance with  him last autumn, nothing but a series of impudence towards myself, and want of kindness to others. I saw my own feelings had prepared my sufferings, and that my want of fortitude under them had almost led me to the grave" (Marianne Dashwood)



Pinguin Classics; Gestaltung Coralie Bickford-Smith
In dem Roman geht es vor allem um das Geschwisterpaar Elinor und Marianne Dashwood. Zu Beginn werden wir mit ihren veränderten Lebensumständen konfrontiert: Ihr Vater ist plötzlich verstorben und obwohl dieser durchaus gut situiert war, sind die beiden, inklusive ihrer Mutter und der kleineren Schwester, nun auf sehr magere Mittel angewiesen. Aufgrund den Bestimmungen und Vorstellungen der damaligen Zeit, dass ein erstgeborener Sohn immer mehr Rechte hat, wird alles ihrem Halbbruder John Dashwood vermacht. Der Vater ringt diesem zwar am Todesbett noch das Versprechen ab, sich um seine Familie zu kümmern, doch Geiz und seine Frau lassen ihn dieses Versprechen bald vergessen.
Die Familie lebt noch eine Weile mit John auf dem familiären Anwesen, da sie so plötzlich keine neue Unterkunft finden können. Während ihres Aufenthaltes kommt der Bruder, Edward, von Johns Ehefrau Fanny zu Besuch und es wird offensichtlich, dass Elinor und Edward von Tag zu Tag immer mehr Gefallen aneinander finden. Diese Bindung von Seiten seiner Familie strikt abgelehnt, wie Fanny Elinors Mutter deutlich macht. An dem Tag, als Elinor mit ihrer Familie Richtung neue Heimat zieht, hat Edward noch immer nicht den entscheidenden Schritt gewagt und obwohl Elinor sich seiner Liebe sicher ist, gibt es doch keine Gewißheit.
Elinor und ihre Familie bekommen von einem anderen Verwandtschaftszweig das Angebot ein kleines Cottage zu mieten.  Die Dashwoods nehmen diese Gelegenheit wahr und ziehen in eine komplett fremde Gegend und werden dort aber sehr herzlich aufgenommen. Marianne macht hier dann schon bald ihre erste Eroberung  - Colonel Brandon scheint vom ersten Augenblick sehr von ihr fasziniert zu sein, stößt dabei aber auf wenig Gegenliebe. "Zu alt" ist das klare Urteil der 17 jährigen Marianne gegenüber einem Mann über 30. Außerdem trifft Marianne nach einem kleinen Unfall auf Willoughby, einem gut aussehenden und stürmischen Charakter ganz nach Mariannes Geschmack, der ihr Herz sofort erobert. Ihre Umgebung erwartet ganz klar einen baldigen Hochzeits Termin, doch  Willoughby bricht eines Tages seinen Aufenthalt unvermittelt ab, ohne klare Tatsachen zu schaffen.
Beide Dashwood Mädchen werden also in ähnlichen Situationen zurück gelassen und beide müssen noch einige unschöne Entdeckungen und Erfahrungen machen, doch gehen sie damit gänzlich unterschiedlich um...

Das große Thema dieses Romans ist ganz deutlich Verstand versus Gefühl und dabei ist Elinor Verstand und Marianne ist Gefühl. Beide befinden sich in ähnlichen Situationen, doch während Marianne auf sehr dramatische Weise ihrer Freude und auch ihrer Trauer freien Lauf lässt und somit alle Aufmerksamkeit auf sich zieht, leidet Elinor sehr leise. Sie wird gezwungen aus ihrem Schmerz  ein Geheimnis machen, teils aufgrund eines Verprechen, teils  aus Rücksicht auf ihre Familie. Als Leserin mocht ich beide Mädchen, obwohl man mehr Sympathien mit Elinor hat, als mit Marianne (die ohnehin schon von allen beachtet wird). Ich glaube auch Jane Austen hat ihre Elinor sehr gemocht und das fühlt man einfach beim Lesen. Wobei sie die unterschiedlichen Charaktere sich sehr gekonnt in den Verlauf der Geschichte wiederspiegeln - Marianne nimmt sehr viel Platz ein, während Elinors Geschichte sehr viel ruhiger und subtiler nebenher verläuft. Was mich sehr fasziniert und auch (neben meinem romantischen Herz) eine der Hauptgründe dafür ist, warum ich dieses Buch so sehr liebe, ist, dass die Beziehung zwischen Elinor und Marianne so wundervoll ist und dass es eigentlich mehr um diese beiden Mädchen/Frauen und ihre Entwicklung geht, als um romantische Verwicklungen. Beide Figuren brauchen keinen männlichen Konterpart um interessant zu sein. Eine meiner Lieblingszenen des Buches ist relativ am Schluß, in der sich Marianne bei Elinor für ihr Verhalten entschuldigt. Wobei ich nicht denke, dass Jane Austen hier nur ein Plädoyer für den "Verstand" geschrieben hat, sondern es durchaus auch dafür einmal laut seine Gefühle zu zeigen. Ich war als Teenager sicher mehr ein Marianne (zum Beispiel hatte ich mit meinem Liebesleben mit 16 abgeschlossen, da mich der Auserwählte so gar nicht beachtet hat und sich ein zweites Mal zu verlieben für mich nicht in Frage kam. Schließlich liebt man nur einmal, nicht wahr) und inzwischen versuch ich mehr eine Elinor zu sein. Aber Mariannes Euphorie und ungefiltertes Erleben muss und soll auch einen Platz haben.

"... and she thought with the thought with the tenderest compassion of the violent sorrow which Marianne was in all probability not merely giving way to as a relief, but feeding and encouraging as a duty."

Den einzigen Minuspunkt gibt es von mir für Colonel Brandon, der ja anscheinend von Anfang an Marianne verfallen ist. Man erfährt von seinem Gefühlszustand hauptsächlich durch andere, da er selbst eher von der ruhigeren Sorte ist. Es hat sich für mich während der ganzen Geschichte nicht erschlossen, warum gerade er Marianne so bevorzugt - speziell nachdem man mehr über Brandon erfährt und wie es zu seinem eher melancholischen Charakter kam. Es wäre für mich persönlich nachvollziehbarer gewesen, wenn er zwar besonderen Anteil an ihrem Schicksal genommen hätte, aber nach seinen eigenen Erfahrungen und weil er hauptsächlich  mit Elinor Zeit verbringt (notgedrungen, da Marianne nicht an ihm interessiert ist), hätte er eigentlich logischerweise Elinor sein Herz schenken müssen. Aber das hätte die ganze Geschichte durcheinander gebracht und am Schluß werden beide Dashwood Schwestern bekommen, was sie sich wünschen. Darauf kann man sich bei Jane Austen verlassen und das ist auch gut so.

Jedenfalls eine große Empfehlung von mir und alle für die Northanger Abbey vielleicht etwas zu simpel gestrickt war, können sich hier auf eine etwas komplexere Handlung freuen.

Falls jemand Lust hat sich etwas über die Zeit in der Jane Austen gelebt hat zu informieren - hier eine wunderbare Seite: Jane Austen's World























Samstag, 30. März 2013

Die Austen Abenteuer #1 - Northanger Abbey



Die Austen Abenteuer...



Northanger Abbey ist eigentlich der erste Roman von Jane Austen, wurde aber zu ihren Lebzeiten nicht publiziert, sondern erst posthum. Ich empfehle Austen Neulingen aber durchaus in der "richtigen" Reihenfolge anzufangen, da Northanger Abbey alle Elemente eines Austen Romans hat und vom Handlungsablauf her gut nachvollziehbar ist, mit leicht zu mögenden (und genau so leicht abzulehnenden) Charakteren.

"No one who had ever seen Catherine Morland in her infancy would have supposed her born to be a heroine."

Pinguin Classics
Der Roman ist vor allem eine Geschichte über das Erwachsen werden. Im Mittelpunkt steht Catherine Morland, 17 Jahre, die in einer winzig kleinen englischen Kleinstadt aufgewachsen ist, wo nie etwas Aufregendes passiert - alles was Catherine vom Leben angeblich weiß hat sie aus Romanen.
Eines Tages ladet das Ehepaar Allen Catherine ein, sie mit nach Bath* zu begleiten und damit kommt sie endlich in Berührung mit der richtigen Welt.
In schneller Folge lernt Catherine in Bath Mr. Henry Tilney und dann etwas später Isabella Thorpe kennen, mit der sie sich schnell anfreundet. Und damit hätten auch alle handelnden Personen mit ihren Familien die Bühne betreten. Für Mr. Tilney - wie kann es anders sein - entwickelt Catherine schnelle eine große Zuneigung und er macht sich wunderbar als "love interest". Charmant, witzig und liebevoll beweist er sich als wahrer Gentleman. Kritik erfährt Mr. Tilney von manchen Lesern für seine teilweise belehrende Art - mich hat das weniger gestört, bedenkt man wie naiv und unschuldig Catherine ist. Schnell merkt man wie wenig Vorbilder Catherine in ihrem Leben hat beziehungsweise wie sehr eine wohlmeinende Freundin fehlt. Und Mr. Tilney ist bei seinen Belehrungen nie herablassend. Besonders interessant finde ich es, dass er es oft sehr genau mit der Ausdrucksweise nimmt und auf der richtigen Verwendung von Wörtern besteht.
IsabellaThorpe ist das Gegenstück zu Catherine. Affektiert, künstlich und auch skrupellos, verfolgt sie ihre eigenen Interessen. Auch im Kontakt mit ihr merkt man Catherines Reifungsprozess. Es lässt sich gut verfolgen, wie ihr nach anfänglicher Verwirrung über Isabells Widersprüchlichkeit, langsam ein Licht aufgeht und sie lernt sich mehr auf ihr eigenes Urteilsvermögen zu verlassen. Die Liebe zwischen Henry und Catherine muss natürlich auch noch ein großes Hinderniss überwinden, aber darauf näher einzugehen würde das Erstlesevergnügen unnötig schmälern...

Northanger Abbey ist eines meiner Lieblingsbücher von Jane Austen (eigentlich sind alle Austen-Bücher meine Liebelingsbücher, aber in einer schwach abgestuften Rangfolge liegt Northanger immer auf einem der Spitzenplätze). Catherine ist ein Charakter der zeitlos ist - es wird immer verträumte und romantische Teenager geben, die sich Schritt für Schritt an ein paar unangenehme Wahrheiten gewöhnen müssen. Und es ist eine realistische Liebesgeschichte, ohne an den Haaren herbeigezogenen Problemen oder zu überzeichneten Schurken. Obwohl es Jane Austen für mich persönlich mit dem Realismus fast übertreibt, wenn sie schreibt...

"Henry was now sincerely attached to her, though he felt and delighted in all the excellencies of her character and truly loved her society, I must confess that his affection originated in nothing better than gratitude, or, in other words, that a persuasion of her partiality for him had been the only cause of giving her a serious thought."

Es entspricht zwar durchaus der Erfahrung, dass oft das Interesse geweckt wird, wenn man das Gefühl hat, die andere Person hat für einen selbst Feuer gefangen (siehe Beatrice und Benedick aus Shakespear's "Much Ado About Nothing"), aber trotzdem blutet mir da mein romantisches Leserherz doch ein wenig.







Wunderbar sind übrigens auch die "Small-Talk-Szenen" in der Geschichte - diese wunderbaren Gespräche auf den Bällen und bei den Spaziergängen, wo jede und jeder sich möglichst vorteilhaft schildert und der anderen Person kaum zuhört.

Jane Austen beschäftigt sich übrigens in dem Buch auch mit dem Genre in dem sie schreibt. Nicht nur sind Catherine und Isabella leidenschaftliche Leserinnen von Ann Radcliff (vor allem "The Mysteries of Udolpho"), auch in den Gesprächen lässt sie immer wieder das Thema aufkommen und meist reagieren die Männer abfällig gegenüber dieser sinnlose Beschäftigung. Jane Austen nimmt sich hier durchaus Raum um das Lesen von Romanen zu verteidigen und macht sich daüber lustig, dass wohl alle diese Bücher lesen, aber niemand es öffentlich zugibt. In einer meiner Lieblingszenen in Northanger Abbey gesteht Mr. Tilney auch solche Bücher zu lesen und gibt freimütig zu "The Mysteries of Udolpho" quasi verschlungen zu haben - I remember finishing it in two days - my hair standing on end the whole time.
Ich meine aber auch leise Kritk an der Unwahrscheinlichkeit mancher Handlungsabläufe solcher Schauerliteratur zu erkennen, da Catherine im Laufe der Geschichte erkennen muss, dass im realen Leben kaum finstere Komplotte mit Ehefrauen in Verliesen geschmiedet werden und das andere Probleme vorherrschend sind.




"Yes, novels; for I will not adopt that ungenerous und impolitic custom so common with novel-writers, of degrading by their contemptuous censure the very performance, to the number of which they are themselves adding - joining with their greatest enemies in bestowing the harshest epithets on such works, and scarcely ever permitting them to be read by their own heroine, who, if she accidentally take up a novel, is sure to tunr over its inisipid pages with disgust. Alas! If the heroine of one novel be not patronized by the heroine of another, from whom can she expect protection and regard?"










*Bath war der klassische Sommerfrische Ort und ist noch immer ein Urlaubsziel. Alle Welt war im Sommer dort - vergleichbar vielleicht mit Bad Ischl in Österreich in der Monarchie.

Donnerstag, 7. März 2013

Die Austen Abenteuer






Jane Austen



Ich bin ein großer Jane Austen Fan und Ariel Bisset "veranstaltet" mit ein paar anderen Booktubern die The Austen Adventures auf Youtube. Gemeinsam werden alle Werke von Jane Austen gelesen, angefangen mit Northanger Abbey (jetzt im März) bis Persuasion. Und ich werde mich ganz einfach und ohne das es irgendjemand weiß, anschliessen. Es soll mehr Austen gelesen werden! Mehr Austen Filmadaptionenen geschaut werden! Mehr Austen Höhrbücher gehört werden!
Übrigens - Jane Austens Bücher sind als e-Bücher gratis zu haben (zumindest auf englisch).



Also hier die Liste der zu lesenden Werke in der richtigen Reihenfolge:


Northanger Abbey (1817 posthum veröffentlicht) / Die Abtei von Northanger
Verfilmungen: 1986 (Film) A&E Network/BBC; 2007 (Fernsehfilm) ITV

Sense & Sensibility (1811) / Verstand und Gefühl
Verfilmungen: 1981 (TV Film) BBC; 1995 mit Emma Thompson und Hugh Grant; 2008 (TV Miniserie) BBC/WGBH Boston;

Pride & Prejudice (1813) / Stolz und Vorurteil
Verfilmungen: 1940 (Film) Metro-Goldwyn-Meyer; 1967 (TV Serie) mit Celia Bannerman und Lewis Fiander; 1980 (TV Serie) BBC; 1995 (TV Serie) BBC/A&E Network mit Colin Firth; 2005 (Film) Universal Pictures mit Keira Knightley und wahrscheinlich noch andere

Mansfield Park (1814) / Mansfield Park
Verfilmungen: 1983 (TV Serie) BBC; 1999 (Film) Miramax Films; 2007 (TV Film) ITV

Emma (1815) / Emma
Verfilmungen: 1972 (TV Serie) BBC; 1996 (Film) Miramax Films, mit Gwyneth Paltrow; 1996 (TV Film) mit Kate Beckinsale; 2009 (TV Serie) BBC

Persuasion (1818 posthum) / Anne Elliot oder die Kunst der Überredung
Verfilmung: 1960 (TV Serie) BBC; 1971 (TV Serie) BBC; 1995 (TV Film) BBC; 2007 (TV Film) ITV