Sonntag, 25. August 2013

Die Austen Abenteuer #3 - "Stolz und Vorurteil"


                                                                                            Die Austen Abenteuer


"In vain have I struggled. It will not do. My feelings will not be repressed. You must allow me to tell you how ardently I admire and love you.”


"Pride & Prejudice" beziehungsweise "Stolz und Vorurteil" ist wohl das bekannteste und beliebteste Werk von Jane Austen. Obwohl nicht mein persönlicher Favourit, kann ich leicht nachvollziehen, warum gerade diese Geschichte so populär ist. Jane Austen verweist hier Rosamund Pilcher und Konsorten wirklich auf ihren Platz.
Meine Meinung ist ja, dass die meisten Menschen, die romantische Geschichten ablehnen, einfach bisher das Falsche gelesen. Eine gute geschrieben Liebesgeschichte hat (wie eigentlich jedes andere Genre) nämlich Handlung - nachvollziehbare Handlunge mit Irrungen und Wirrungen. Man kann dann nämlich verstehen warum sich Person A in Person B verliebt und es wird nicht einfach so vom Erzähler auf Seite 153 so bestimmt. Es ist nämlich kein "die Blicke kreuzten sich und krawumm" ohne irgendeine weitere Ausschmückung der Sache. Bei Jane Austen wird wohl auch klar, dass oft die Umstände und nicht (nur) das Schicksal zwei einsame Herzen zusammenführen und die Charaktere erzeugen eine glaubwürdige Liebesgeschichte und nicht der Erzähler also solches.



Wordsworth Classics



"It is a truth universally acknowledged, that a single man in possesion of a good fortune, must be in want of a wife."

Man trifft auf Familie Bennet mitten in einem Streitgespräch zwischen Mrs. Bennet und ihrem Mann. Mrs. Bennet hat soeben erfahren, dass ein durchaus gut begüterter Junggeselle (Mr. Bingley) in die Nachbarschaft zieht und verlangt nun von Mr. Bennet, dass dieser sich unverzüglichst bei ihm vorzustellen hat, um dann im weiteren Verlauf der Bekanntschaft die fünf Töchter der Bennets dem Unverheiratetem zu präsentieren auf das er eine von diesen heiraten werde. Mr. Bennet verweigert sich diesem Ansinnen auf spöttische Art. Auf den ersten Seiten wird bereits klar: Hier sind fünf Töchter, die um jeden Preis und möglichst zügig unter die Haube kommen sollen. Vor allem Mrs. Bennet ist bestimmt von diesem Vorhaben:

"She was a woman of mean understanding, little information, and uncertain temper. When she was disontented, she fancied herself nervous. The business of her life was to get her daughters married; its solace was visiting and news"
 
Bei einem Ball trifft dann die Familie Bennet auf den so viel besprochenen Mr. Bingley, der sich als durchaus charmant erweist und vor allem der ältesten Tocher Jane einiges an Aufmerksamkeit zukommen lässt. Mr. Bingley ist jedoch nicht allein gekommen - sein bester Freund Mr. Darcy und seine Schwestern sind mit von der Partie und hinerlassen mit ihrem arrogantem Benehmen keinen so vorteilhaften Eindruck. Speziell Lizzy Bennet muss sich anhören, wie Mr. Darcy sie als eher mittelmäßige Schönheit beschreibt mit der auf keinen Fall tanzen möchte.

Elizabeth "Lizzy" Bennet ist auch die weibliche Hauptperson in "Stoz und Vorurteil". Scharfzüngig und mit mit einem eigenen Willen ausgestattet, entzieht sie sich den mütterlichen Vorstellungen und wird dafür vor allem von ihrem Vater geliebt. Während Lizzy aufgrund Willenstärke von mir durchaus geschätzt wird, kann ich sie leider nicht wirklich mögen. Obwohl sie im Lauf der Geschichte ihre eigenen Vorstellungen durchaus überdenken und korrigieren mus, ist sie für mich streckenweise etwas zu überzeugt von ihrer eigenen Überlegenheit, die manchmal fast an Boshaftigkeit grenzt.
Ihr - wie könnte es anders sein - "love interest" ist Mr. Darcy und Mr. Darcy ist wahrscheinlich eine der gelungensten romantischen Helden der Literatur. Die Verehrung von Mr. Darcy von weiblichen Jane Austen Fans ist schier grenzenlos und hat wahrscheinlich die meiste "Fanfiction" überhaupt inspiriert. Mr. Darcy ist auch derjenige der am meisten "Stolz & Vorurteil" zu überwinden hat. Er fühlt sich bald zu Lizzy und ihrer klugen und unabhängigen Art hingezogen, will sich dies aber anfangs kaum eingestehen - zu minder erscheint ihre soziale Stellung und zu unangebracht das Verhalten ihrer Familie. Er geht sogar so weit einen Keil zwischen die aufkeimende Liebe zwischen seinem Freund Mr. Bingley und Lizzys älteren Schwester Jane zu treiben. Nachdem ihm Lizzy - wenn auch vielleicht ungerechtfertigt - sein aus ihrer Sicht arrogantes Wesen vorwirft, beginnt bei Mr. Darcy ein Umdenkprozess, der vor allem dann Wert gewinnt als er im Hintergrund der Familie Bennet aus einem doch größeren sozialen Skandal hilft, den Lizzys jüngere Schwester Lydia verursacht hat.
Lydia Bennet ist nun ein wirklich unmöglich zu mögendes Mädchen, aber ein unverzichtbarer "Motor" für die Handlung. An ihr zeigt sich auch, dass die mütterliche Erziehung mit dem alleinigen Fokus auf Heirat sehr viel Schaden anrichten kann. Lydias Hauptbeschäftigung ist vor allem Männerjagd und ohne jegliche moralische Führung läuft sie dabei fast in ihren eigenen Untergang - wobei sie selber ihre Fehler eigentlich nicht erkennt. Aber sie gibt Mr. Darcy die Möglichkeit als strahlender und (um ihn noch liebenswerter zu machen) demütiger Retter aufzutreten.

Zum Abschluss soll noch eine meiner persönlichen Favoritinnen erwähnt werden - es kommt jetzt zur Verleihung des Oscars für die beste Nebendarstellerin: Lizzys beste Freundin Charlotte Lucas. Charlotte ist eigentlich schon als alte Jungfer abgeschrieben, hat sie doch mit ihren 27 Jahren noch immer keinen Ehemann. Sie entscheidet sich aus Vernunftgründen zu einer Ehe mit einem Mann, dem sie keine Liebe entgegenbringt, aber der sie gut behandeln wird. Lizzy kann Charlottes Entscheidung nicht nachvollziehen, aber für Charlotte ist diese Heirat nicht nur die Möglichkeit zur Gründung eines eigenen Haushalts, sondern vor allem eine soziale und finanzielle Absicherung, die sie sich mit Vernunft und Genügsamkeit so angnenehm wie möglich gestaltet.
Charlotte Lucas soll hier das abschließende Argument für Jane Austens Talent zur romantischen Erzählung mit Herzklopfen und realistischer Handlung sein - sie vergißt auch nicht die Charlotte Lucase dieser Welt zu erwähnen, die nicht vom Prinzen auf dem weißen Ross aus dem heimischen Gmüsegarten gepflückt wurden und auch ein Leben haben.



“I must learn to be content with being happier than I deserve.”











Mehr Jane Austen: Jane Austen's World



*Eine bösartige Vermutung von mir ist, dass das der Grund ist warum gerade so viele übernatürliche Vampir etc. Romanzen boomen - oft der leichteste Ausweg um irgendeine Art Handlung zu erzeugen.

Sonntag, 11. August 2013

Hiatus...


Keine Muse, keine Zeit um Meinungen über Bücher zu haben. Momentan ist nur das Konsumieren von Buchstaben möglich. Ein, zwei Sachen die mir sonst noch gefallen, möchte ich aber doch hier lassen.


Ein  sehr prätenziöses Video von Jay Z (Picasso Baby) zu dem Lied "22" von Taylor Swift....






DENA - Cash, Diamond Rings, Swimming Pool


Montag, 29. Juli 2013

Die wundersame Geschichte von September, die sich ein Schiff baute und das Feenland umsegelte...




von Catherynne M. Valente




Dieses Buch mit dem umständlichen Titel war seit langem wieder einmal eine sehr positive Überraschung am Lesehimmel. Obwohl diese Art von Geschichten ganz klar in mein Beuteschema passen, war ich längere Zeit unschlüssig, ob ich überhaupt Lust darauf habe. Der Titel war mir eindeutig zu verspielt und zu gezwungen schnörkelig und schrullig, dass ich schon schlimme Befürchtungen hatte. Aber Hut ab - Frau Valente hat hier sehr gekonnt etwas Großartiges geschaffen.



September, ein aufgrund von Kriegswirren eher unbaufsichtigtes und willenstarkes Mädchen, lässt sich vom Grünen Wind ins Feenland bringen. Dort herrscht inzwischen nicht mehr eine gütige Königin, sondern eine sehr auf Regeln bedachte und schreckliche Marquess. Die Marquess braucht September um einen bestimmten magischen Gegenstand aus dem Feenwald zu holen, ansonsten drohen schreckliche Konsequenzen und besonders Septembers neuen Freunden, dem Lindwurm A-bis-L und dem blauen Dschinn Samstag, soll das Leben zur Hölle gemacht werden. Schweren Herzen macht sich September auf um der Marquess zu helfen und muss dabei natürlich allerelei Abenteuer bestehen und erkennen, dass ihre Gegenspielerin sich an keine Regeln hält.






Die Geschichte selbst hält sich grundsätzlich an ein klassisches Schema, welches man vom Zauberer von Oz oder Alice im Wunderland kennt - Bücher denen oft nachgeeifert wurde, aber deren Besonderheit selten erreicht wird. Es reicht nicht, bloß eine Welt mit grotesken Gestalten zu bevölkern und diese mehr oder minder humoristische Antworten in den Mund zu legen. Das Ganze muß wie ein bunter orientalischer Teppich gewebt werden, aus vielen einzelnen Farben und Charakteren die zusammen ein fantastisches Bild ergeben. Und in diesem Fall geht die Vielfalt der Ideen einher mit wunderbaren Beschreibungen und Dialogen. (Ich kann jetzt leider wenig zu der deutschen Übersetzung sagen, da ich das Buch auf Englisch gelesen habe.)
Das Großartige an diesem Buch sind vor allem auch die unerwarteten schaurig, düsteren Stellen. Es ist (Gott sei Dank) nicht alles Cupcakes mit Zuckerguss in diesem Feenland, sondern mich hat es ehrlich bei manchen Stellen richtig gegruselt. Diese Schattenseiten haben ihre Wurzeln in sehr realen Ängsten und Kummer, was aber all die positiven Dinge noch mehr glänzen und scheinen lässt. Es wird nicht einfach eine Geschichte voll Flitter und Albernheiten erzählt, sondern diese sind Verbunden mit einer tieferen Ebene der Erzählung. Und ja das klingt abgedroschen, ist aber so!
Zuletzt, aber nicht minder wichtig ist die liebevolle Gestaltung des Buchs: die wunderschönen Illustrationen stammen von Ana Juan.

Dieser Band ist der erste Teil einer Trilogie, wobei die Geschichte laut Rezensionen noch dunkler wird. Der zweite Band ist letztes Jahr erschienen und der dritte Band wird Oktober dieses Jahres erwartet.
Empfehlung an alle, die Alice im Wunderland lieben, und es gerne düsterer mit einer noch sympathischeren Titelheldin hätten.





Band #1: The Girl Who Circumnavigated Fairyland in a Ship of Her Own Making, 2011

Band #2: The Girl Who Fell Beneath Fairyland and Led the Revels There, 2012

Band #3: The Girl Who Soared Over Fairyland and Cut the Moon in Two, 2013

 

Sonntag, 21. Juli 2013

Brideshead Revisited von Evelyn Waugh



Wiedersehen mit Brideshead...




Selten hat mich ein Buch so verwirrt zurück gelassen wie dieses. Ich habe es in einem Schwung mit großem Vergnügen und Schaudern gelesen, aber ich kann die Frage, worum es in der Geschichte nun eigentlich geht, nicht wirklich beantworten. Ich habe auch etwas halbherzig in den Weiten des Internet gestöbert und die meisten Interpretationen beziehen sich auf die Suche und Umgang mit dem (katholischen) Glauben oder es wird die vermeintlich homosexuelle Liebesgeschichte betont.
Das die christliche Gesinnung in der katholischen Spielart Dreh- und Angelpunkt ist, wird eigentlich durch Evelyn Waughn selbst bestätigt, hat er sich doch in diesem Sinn zu seinem Werk geäußert und schließlich ist er selbst zum Katholizismus konvertiert. Falls er aber ein positives Plädoyer schreiben wollte, dann ist das bei mir sehr daneben gegangen. Am ehesten sehe ich hier noch das Protrait einer Familie, die durch die lange Tradition und Erziehung im katholischen Glauben in Verbindung mit dem typisch erscheinenden Gebaren der adeligen Oberschicht, langsam aber sicher zerbricht und in sich erstarrt.



Das Buch erzählt die Geschichte der adeligen Familie Marchmain aus den Augen des Erzählers Charles Ryder, über den man, obwohl Hauptprotagonist, hauptsächlich etwas in Verbindung mit den Marchmains erfährt.
Charles lernt den jüngeren Sohn der Familie - Lord Sebastian Flyte- in seinem ersten Jahr an der Universität in Oxford kennen und verbringt mit ihm und seinen exzentrischen Freunden eine wundervolle Zeit. Er liebt Sebastian (ob platonisch oder nicht sei hier dahin gestellt), wundert sich aber immer darüber, dass er  kaum etwas über seine Familie erzählt und auch ganz offensichtlich versucht jeglichen Kontakt zu vermeiden. Von großer Bedeutung ist, dass Sebastians Familie katholisch ist und sich Lord Marchmain von seiner Frau getrennt hat und mit seiner Geliebten in Italien lebt. Lady Marchmain wiederum scheint eine Art Heilige zu sein, die mit großem Einfluß und Unfehlbarkeit über ihre Familie wacht.

'Yes, but it's all the bother - mummy and Bridey and all the family and the dons. I'd sooner go to prison. If I just slip away abroad they can't get me back, can they? That's what people do when the police are after them. I know mummy will make it seem she has to bear the whole brunt of the business.'
(Sebastian zu Charles, nachdem sie nach einer Sauftour, betrunken mit Prostituierten von der Polizei aufgegriffen wurden) 

Charles lernt dann doch Sebastians Familie kennen und kann sich vor allem der Mutter nicht entziehen. Währendessen entgleitet Sebastian aber immer mehr und ergibt sich ganz seinem schon früher angedeuteten Alkoholismus, der sich nun nicht mehr verbergen lässt. Lady Marchmain entwirft einen Plan, wie Sebastian wieder unter Kontrolle zu bekommen ist und will dabei auch Charles Hilfe, die er ihr aber verweigert. Es kommt zum unweigerlichem Bruch mit Sebastian und seiner Familie.

Nachdem Charles sich als Architekturmaler etabliert hat, heiratet er und bekommt zwei Kinder. Nach einem längeren Forschungsaufenthalt, tritt er mit seiner Frau (die extra angereist ist) die Schifffahrt nach Europa an. Auf demselben Schiff befindet sich auch Julia, Sebastians Schwester, die sich in Trennung von ihrem Ehemann befindet. Ein Sturm bringt die beiden näher zusammen und sie verlieben sich ineinander. Beide wollen sich scheiden lassen um dann einander zu heiraten. Nachdem aber Lord Marchmain aufgrund schwerer Krankheit nach England zurückkehrt und am Totenbett wieder zu seinem katholischen Glauben findet, wird auch Julia in eine tiefe Sinnkrise gestürzt. Sie fühlt sich von ihrem Glauben bestimmt und denkt nicht, dass sie ein Leben als wiederverheiratete Geschiedene führen kann und verlässt Charles.
Das Schicksal vom familiären Glauben nicht loszukommen scheint der ganzen Familie bestimmt zu sein: Sebsastian, durch seine Trunksucht im Sterben liegend, hat Zuflucht in einem Kloster gefundenen und die jüngere Schwester geht vollkommen in der Ausübung christlicher Nächstenliebe auf. Das Buch beginnt und endet im Frühjahr 1943 (oder 1944) - Charles ist bei der Armee beschäftigt und findet sich plötzlich am Familiensitz der Marchmain - Brideshead - wieder, welches für militärische Zwecke genützt wird. Zum Abschluss besucht er die dazugehörige Kapelle um dort zu beten.

'There was one part of the house I had not yet visited, and I went there now. The chapel showed no ill effects of its long negelects; the art-nouveau paint was as fresh and bright as ever; the art-nouveau lamp burned once more before the altar. I said a prayer, an ancient, newly-learned form of words, and left, turning towards the camp...'

Wie bereits angeprochen, fällt es mir schwer hier das große Thema anzusprechen. Der Roman hat bei mir hauptsächlich ein Gefühl ausgelöst beziehungsweise hinterlassen, welches ich nicht richtig benennen kann. Anstatt hier also ein Großes und Ganzes zu präsentieren, kann ich  nur mit Einzelteilen aufwarten, die vielleicht keine Summe ergeben.

Zu allererst: es ist streckenweise ein sehr lustiges Buch, speziell am Anfang. Die ersten Begegnungen zwischen Sebastian und Charles sind exzentrisch und komisch. Die Unterhaltungen zwischen Charles und seinem Vater (als Charles eher unfreiwillig in den Ferien etwas Zeit bei ihm verbringt) haben mich laut zum Lachen gebraucht.
Charles selbst hat mich immer mehr kalt gelassen, was aber auch irgendwie mit seiner Entwicklung korespondiert. Ich mochte Charles zu Beginn aufgrund seiner großen Zuneigung zu Sebastian. Er wollte Zeit mit ihm verbringen und Teil seines Lebens sein. Er war verletzt, wenn Sebastian ihn ausschloß. Das ließ Charles selbst liebenswerter sein. Im Lauf der Geschichte, nachdem Sebastian die Bühne verlassen hatte, war Charles aber eigentlich immer kühler ohne Bezug zu einer anderen Person. Auch seine Liebe zu Julia wirkte nicht so intensiv wie die zu Sebastian (auch wenn er beide immer wieder miteinander vergleicht).
Die Gefühlskälte in diesem Roman war für mich überhaupt sagenhaft. Sebastian ist zum Beispiel eine Figur für die ich die ganze Zeit stark mitgefühlt habe. An irgendetwas zerbricht dieses aristokratische Geschöpf, sei es an seinem katholischen Glauben oder seiner Familie oder an beidem zusammen. Seine Flucht in den Alkohol wird von seiner Familie erst als ein Problem anerkannt, als es zu "Peinlichkeiten" kommt. Sebastian muss irgendwie unter Kontrolle bekommen werden und dafür wird ein Babysitter engagiert, der auf ihn aufpassen soll. Damit hat man das Ganze dann erledigt. Die Distanziertheit und das egoistische Interesse, das einem da in den Dialogen entgegenschlägt ist eines der großartigsten und widerlichsten Dinge, die ich je gelesen habe.
Deswegen verstehe ich das katholische Thema des Romans nicht. Es ist anzunehmen, dass Evelyn Waugh aufgrund seines persönlichen Bekenntnis, ein postives Bild dieser Glaubenspielart darstellen wollte. Aber die Religion wirkt hier nicht wie eine Stütze, sondern wie eine Art Auflage, die erfüllt werden muss und man versucht sich zu befreien, kämpft dagegen an, kehrt aber am Schluß wieder in den Mutterschoß der katholischen Kirche zurück - weil man ist, was man ist. Deswegen wird nicht unebdingt das eigene Leben schöner oder man selbst zum besseren Menschen, aber die Regeln müssen befolgt werden. Es ist etwas für Außentehende Unbegreifliches, ein Kodex, dem man sich fügen muss.

Trotz all dieser Fragezeichen und Leerstellen war "Brideshead Revisited" ein großartiges Buch. Warum genau, weiß ich leider nicht.



Evelyn Waugh, Brideshead Revisited, erstmals 1945 erschienen












































Dienstag, 9. Juli 2013

Skulduggery Pleasant 1-3 von Derek Landy



Nach meiner kleinen Leseflaute (und nachdem ich an keines der von der lieben Papyrus empfohlenen Bücher so schnell ran gekommen bin), habe ich den einfachen Weg gewählt - knallig und schnell sollte es sein. Eines gleich vorweg - man muss Fantasy, Kampfszenen und flotte Sprüche mögen (besser sogar lieben). Leute, die Spaghetti Western mit Bud Spence und Terence Hill lustig finden, könnten hier ihre Fantasy Heimat finden. Ich habe die drei ersten Bücher (die wie eine Trilogie eine zusammenhängende Geschichte ergeben) in einem großen Skulduggery Pleasant Fest schnurstracks durchgelesen. Geht ganz einfach.









Als der berühmte Horror Schriftsteller Gordon Edgley stirbt, hinterlässt er den Großteil seines Vermögens seiner Lieblingsnichte Stephanie und verstrickt sie damit in Ereignisse, die schon lange vor seinem Tod (und seiner Geburt) ihren Lauf genommen haben.
Nachdem Stephanie von einem Unbekannten in Gordons Haus attakiert wird, wird sie von Gordons Freund Skulduggery Pleasant gerettet, ein ungefähr 400 Jahre altes Skelett, großartiger Magier und auch so ziemlich der beste Dedektiv überhaupt. Skulduggery zeigt Stephanie eine Welt voller Magie und wundersamer Gestalten, wie Ghastly Bespoke, ein extrem talentierter und hässlicher Schneider, oder die wunderschöne und gefährliche China Sorrows. Die 12jährige Stephanie ist fasziniert von dieser Welt und will nicht mehr in die "normale" Welt zurückkehren. Da sie ein ziemlich stures, mutiges und kluges Mädchen ist und Skulduggery nicht die üblichen Skrupel hat, Minderjährige in gefährliche Abenteuer mitzunehmen, wird Stephanie zu Valkyrie Cain und seiner Assistentin.
Gemeinsam versuchen sie dem Mörder von Stephanies Onkel auf die Spur zu kommen und merken, dass sie dabei sind eine viel größere Verschwörung aufzudecken. Der große Krieg zwischen den guten und den bösen Zauberern,
welcher damals Skulduggery seiner fleischlichen Hülle beraubt hat, ist noch lange nicht vorbei. Finstere Gestalten wollen beenden, was damals begonnen wurde und Stephanie spielt dabei keine unwesentliche Rolle. Mit dabei sind außerdem ausführliche Kampfszenen, flotte Sprüche und in-letzter-Minute-Rettungen.










Die Bücher sind eindeutig an ein jüngeres Publikum (etwa im Alter der Heldin) gerichtet und sicher ein gutes Geschenk für einen lesenden Teenager im Bekanntenkreis. Trotzdem kann man sie gut als Erwachsener lesen, man muss nur das klassische Genre des Dedektiv Romans oder Ähnliches mögen. Magie wird hier hauptsächlich benutzt um Kampfszenen interessanter zu gestalten (was aber nicht heißt, dass nicht auch klassische Boxschläge zur Genüge zum Zug kommen) und die Beschreibung solcher füllt dann schon mal mehrere Seiten. Und nicht zu vergessen ist, dass man dabei natürlich auch immer ein paar sarkastische Sprüche für den übermächtigen Feind aus dem Ärmel schütteln muss. So etwas muss man mögen und ich bin dabei bestens unterhalten - wie gesagt: Bud Spencer und Terence Hill oder auch Bruce Willis Fans kommen hier voll auf ihre Kosten.
Die entworfene Welt ist nicht allzu kompliziert und oft wird mit Zauberei das eine oder andere erzählerische Problemchen gelöst  (zum Beispiel wie gelingt es einer 12jährigen nächtelang wegzubleiben und ihre diversen blauen Flecken zu verstecken), aber das Ganze ist nicht zu an den Haaren herbei gezogen und das magische Universum steht auf soliden Füssen.
Was mir die Geschichte noch einmal sympathischer macht ist, dass es zu keinerkei Romantik kommt. Skelett und 12jähriges Mädchen haben ganz klar wenig sexuelle Anziehungskraft, dafür gibt es hier sehr viel Mut und Freundschaft. Und Landy hat ein tolles Talent für Namen.  Es hört nur ziemlich oft zu regnen auf.





Die reisserischen Titel der deutschen Ausgaben sind hier kein Übersetzungsfiasko, sondern durchaus stimmig...

Skulduggery Pleasant 01. Der Gentleman mit der Feuerhand, 2007.
Skulduggery Pleasant 02. Das Groteskerium kehrt zurück, 2011.
Skullduggery Pleasant 03. Die Diablerie bittet zum Sterben, 2012








Sonntag, 23. Juni 2013

Leseflaute...


Irgendwie hatte ich in letzter Zeit ein bißchen Pech mit meiner Bücherwahl. Da war alles eher so naja und nichts hat mich wirklich in irgendeiner Weise berührt oder sonst gut unterhalten. Aber nachdem ich sonst nichts erlebt habe, erzähle ich mal, was ich lieber nicht gelesen hätte...



Weil ich eigentlich ganz gerne Krimis lese, so zwischendurch für die leichte Unterhaltung, habe ich vor kurzem den ersten Band der Krimireihe "Mrs. Murphy" von Rita Mae Brown (und ihrer Katze Sneaky Pie Brown...) gelesen. Auf Deutsch heißt das ganze "Ein Fall für Mrs. Murphy" und der erste Band "Schade, dass du nicht tot bist". Das Buch spielt in einem kleinen Ort in Virigina, wo Mary Haristeen das örtliche Postamt leitet und auch Besitzerin der Katze Mrs. Murphy und des Hundes Tee Tucker ist. Man kann an dieser Stelle erraten, dass hier nicht nur die Menschen Kriminalfälle lösen, sondern auch die Tiere mit ihrer eigenen Stimme ausgestattet werden und mühsam versuchen ihre menschlichen Besitzer in die richtige Richtung zu lotsen. Im ersten Band wird man am Anfang hauptsächlich mit den verschiedenen Bewohnern der Kleinstadt verwirrt, die Schlag auf Schlag ihren Auftritt im Postamt haben. Nachdem ich mich einigermaßen orientiert hatte, war das Mysterium um zwei Todesfälle eigentlich auch schon wieder aufgelöst - ein Umstand der mich weniger gestört hat, da ich ja auf der Suche nach leichter Unterhaltung war. Auch die Aufzählung von gefühlten hundert Namen auf den ersten Seiten ist zu verkraften, besonders da es sich ja um eine doch erfolgreiche Krimireihe handelt. Das heißt in Zukunft könnte man die Bücher dann schon mit einem gewissen Vorwissen betreten und sich mehr auf die Handlung konzentrieren. Der Punkt, der mich aber davon abhalten wird einen weiteren Mrs. Murphy Krimi zu lesen, sind die diversen Lebensweisheiten, die so locker flockig dazwischen gestreut werden - sei es von der Katze oder den Menschen. Da wird auf sehr platte und einfache Weise eine Seite über Religion philosophiert und auch mal festgestellt, dass Leute die keine Katzen mögen Faschisten sind (beides "Menschenmeinungen"). Die Katze regt sich inzwischen schon einmal darüber auf, dass junge Menschen heutzutage nicht mehr wissen was wirkliches Arbeiten heißt. Wirklich? Eine Katze legt Wert auf Arbeit? Wo sie kurz zuvor noch darüber lamentiert hat, dass Menschen den Kontakt zur Natur verloren und ihre Prioritäten falsch (eben auf Geld & Karriere) setzen. Nein, Danke Rita Mae Brown - auf diese unterschwelligen Predigten kann ich gut verzichten.


John Saturnall's Feast (deutsch: Das Festmahl des John Saturnall) von Lawrence Norfolk habe ich ein wenig unter falschen Voraussetzungen gelesen. Der Klappentext hat von einer Frau, die als Hexe verfolgt wurde, einem geheimnisvollen Buch und einem Erbe für ihren Sohne gesprochen. Daher habe ich mehr "Fantasy" und weniger Historienroman erwartet, was es aber schlußendlich war. John Saturnalls Mutter, eine Kräuterfrau, wird aufgrund mehrer Todesfälle und einem religiösen Fanatiker aus ihrem Haus vertrieben und stirbt in der Kälte. Ihr Sohn kommt nach Buckland Manor, wo er in der Küche arbeitet und Dank seines herausragenden Talents bald einen kometenhaften Aufstieg schafft. Aber da ist noch seine unerreichbare Liebe, ein Bürgerkrieg und viele unbeantwortete Fragen.
Streckenweise war das Buch richtig gut  - besonders der Anfang war spannend und später haben mir die Beschreibungen der Großküche wirklich gut gefallen. Nur hatte ich hier das Gefühl, dass das Buch nicht genau weiß, was es sein will: Eine Geschichte über einen vergessenen Kult, über falsche Prohpheten oder doch eine Liebesgeschichte? Der Autor hat zwar versucht all diese verschiedenen Ezählstränge zusammenzuführen, aber es hat mich irgendwie nicht überzeugt und manche Fragen wurden nur unbefriedigend beantwortet. Um bei dem Thema des Buches zu bleiben: satt wird man hier nicht.


Nebenbei habe ich noch "Die Bibel nach Biff: Die wilden Jugendjahre von Jesus, erzählt von seinem besten Freund" von Christopher Moore gelesen. Ein fast 600 Seiten dicker Wälzer, der auf humoristische Art versucht die Zeit zu beschreiben, bevor Jesus DER Messias wurde. Jesus reist hier zu den drei Weisen, die zu seiner Geburt da waren und diese weisen ihn in die verschiedenen Weltreligionen ein, aus deren Quintessenz sich dann Jesus seine eigene Wahrheit zusammenreimt. Mit dabei ist seine verkommener Freund Biff, immer mit einem flotten Spruch auf den Lippen (Biff hat den Sarkasmus übrigens erfunden). Vielleicht ist meine momentane Leseunzufriedenheit daran Schuld, aber ich habe das Buch einfach nicht lustig gefunden. Es ist gut recherchiert, aber ich musste vielleicht zweimal schmunzeln. Wahrscheinlich tue ich dem Buch wahnrsinnig unrecht, aber es war großteils einfach langweilig. Böse gesagt, ist es ein offensichtlicher und gescheiterter Versuch Douglas Adams zu sein.





So jetzt aber genug gejammert. Ich hätte die Bücher ja einfach früher beiseite legen (also zumindest die dicke Biff Bibel) und etwas anderes lesen können. Ich werde mich vielleicht jetzt einmal vorsichtig auf bekannteres Terrain zurückziehen, vor meinem nächsten Ausflug in die Gegenwart, aber würde mich natürlich über Empfehlungen aller Art freuen.