Donnerstag, 17. Januar 2013

e-book Lesevergnügen #1



Ich bin nun seit circa einem dreiviertel Jahr Besitzerin eines e-book readers... elekronischen buch lesegeräts?... namens Kindle und muss sagen, dass ich schwer begeistert bin. Es hat zwar ein Weile gedauert, bis ich mich an das andersartige Lesegefühl gewöhnt hatte, aber dann gab es kein halten mehr. Ich glaube allerdings nicht, dass diese Form des Lesens das gedruckte Buch in irgendeiner Form ablöst, sondern das beide gleichwertig nebeneinander existieren können. Ich könnte mir nur vorstellen, dass der Buchmarkt noch mehr an optischen Reizen arbeitet und spezielle Sammlereditionen herausbringt um so den Kauf eines tatsächlichen Buches interessanter zu machen. Aber wichtig ist doch vor allem der Inhalt und der ändert sich ja nicht. Außerdem ist das Ding furchtbar praktisch, wenn man gerade einen finanziellen Engpass durchläuft - die elektronischen Ausgaben sind meist billiger beziehungsweise sind gewisse Klassiker gratis, vor allem englischsprachige. Wobei ich zwar glaube, dass es sich gerade bei Klassikern auszahlt diese in Buchform zu haben (nicht umsonst werden viele in jeder Generation wieder entdeckt), aber man hat so eine gute Möglichkeit ein paar Autoren kennzulernen, die man vielleicht sonst nie gelesen hätte und daraus kann sich eine neue Liebe entwickeln. Ich habe mir vorgenommen, einige der Schnäppchen in einer Art "Kindle-Lesevergnügen-Reihe" vorzustellen, gerade so wie sie mir in den Sinn kommen - wobei es wahrscheinlich zu einem unbeabsichtigten Fokus auf englische Literatur kommt. Also einmal geklatscht und los gehts:


"Gratis Kindle Klassiker der romantischen Natur"


JANE EYRE von Charlotte Bronte, erstmals 1847 erschienen



Mein Lieblingsbuch in der Kategorie Liebesgeschichten und Heiratssachen. Ein absolutes Meisterwerk in Sachen Rosamund-Pilcher-Thema (das eigentlich ein Jane-Austen-Thema ist, schon klar) und zwar in einer überzeugenden Version. Es gibt eine nachvollziehbare Liebesgeschichte und man möchte weder Jane Eyre noch Mr. Rochester beuteln und schreien "Redet doch miteinander!", nein - man sieht die Unüberwindlichkeit des Problems und leidet tausend Tode für beide. Ich brauche eigentlich nur gewisse Seiten aufschlagen und sofort steht mir das Wasser in den Augen. Mr. Rochester ist meine große literarische Liebe und Jane Eyre ist kein zames Feldhäschen, sondern durchaus ein charakterstarkes Wesen.



PERSUASION von Jane Austen, erstmals 1818 erschienen



Unromantische Seelen meinen vielleicht, dass ein Jane Austen Roman, wie der andere ist, aber der wahre Connoisseur weiß es besser. Mit Persuasion das Austen Universum zu betreten, heißt vielleicht, das Pferd von hinten aufzuzäumen, aber Anne Eliot ist nunmal meine Favoritin.
Persuasion wird meistens als das "reifste" Werk beschrieben, hauptsächlich wohl weil Anne das greise Alter von 27 Jahren aufweist (vorbei ist ihre jugendliche Blüte!) und die Geschichte post "dann lebten sie glücklich bis an ihr Lebensende" spielt, denn soweit ist es gar nie gekommen. Anne hat nämlich ihren höchsten Glücksmoment vor acht Jahren verspielt und ihre große Liebe Frederick Wentworth abgelehnt. Die damals 19 Jährige ließ sich überzeugen, dass sie zu jung und Wentworth nicht würdig ist für so eine passable junge Dame aus gutem Hause. Nun hatte sie acht Jahre um über diese Fehlentscheidung zu brüten, aber das lässt sie nicht verbitterter werden, sondern reflektierter und standfester in ihrer eigenen Moral werden. Und wie es der Romanzufall so will, tritt Captain Wentworth wieder in ihr Leben.


DIE LEIDEN DES JUNGEN WERTHER  von Johann Wolfgang von Goethe, erstmals 1774 erschienen



Es gibt natürlich auch romantische Werke auf Deutsch. Der junge Werther von Goethe zählt ganz klar dazu und war wohl DIE Selbstmordanleitung für wahre gebrochene Herzen. Wunderschön geschrieben verleitet Goethe einen dazu gewisse Textpassagen mehrmals hintereinander zu lesen und zu bewundern, wenn man sich erst einmal in das fremdartige Deutsch eingelesen hat. Außerdem habe ich das wunderbare Wort "Radotage" gelernt und kann es kaum erwarten, es endlich im Alltagleben anzuwenden.
Leider muss ich aber auch anmerken, dass mich des jungen Werthers Schicksal nicht ganz so mitgenommen hat. Diese Liebe um der Liebe Willen hat manchmal etwas Substanzloses und es beschleicht einen das Gefühl, dass wenn Werthers Leben nicht ganz so leer wäre, dann hätte er sein Unglück besser verkraftet. Aber das ist wahrscheinlich einfach Sturm und Drang in seiner reinsten Blüte. Vielleicht bin ich aber auch einfach schon zu abgebrüht für diese reine Liebe - ich glaube erhrlich, ich hätte mich als Teenager mehr mit Werther identifizieren können. Aber man sollte Goethe auf alle Fälle eine Chance geben, weil schreiben konnte der wohl.







Sonntag, 13. Januar 2013

A Song Of Ice And Fire

A Song of Ice and Fire. Game of Thrones. Autor George R. R. Martin. HBO Serie. Bisher erschienen: Fünf Bände. Genre Fantasy. Lesen! Lesen! Lesen! Absolut grandios, episch, das Beste vom Besten...





Ich habe erst vor ein paar Tagen die letzten Kapitel des fünften (und bisher letzten) Bandes  der Fantasy Reihe "Game of Thrones" von George R. R. Martin gelesen. Warum ich das Buch nicht schon längst - das heißt gleich nach Erscheinungsdatum - in kürzester Zeit verschlungen habe, liegt daran, dass ich aufgrund der langen Pause zwischen vierten und fünften Band beim ersten Anlauf einmal nur verwirrt war. Dann das Buch frustriert auf die Seite gelegt habe. Dann in Ruhe noch einmal die ersten vier Bände* gelesen habe. Das war sowieso gut, weil ich "damals" so gierig durchgefegt bin, dass ich vieles nur sehr schlampig gelesen habe und ich mich eigentlich nur mehr an die Geschichten meiner Lieblingscharaktere erinnern konnte. Damit ist auch schon eine der wenigen Schwächen der Reihe erwähnt: Zu! Lange! Pausen!

Jedenfalls ist man, wenn man sich noch nicht auf die Reise durch diese fantastische Welt begeben hat, einerseits zu beneiden, andererseits auch zu bemitleiden. Martin ist ein gnadenloser Autor und das liegt nicht nur an der ungeschminkten Brutalität von gewissen Szenen. Er mag sich einfach nicht an irgendwelche vorgegebenen Konventionen und Ewartungen halten. Kurz nachdem ich die ersten zwei Bände gelesen hatte, war ich jeder Geschichte / jedem Autor gegenüber misstrauisch. Nicht noch einmal sollte mich da so ein Schreiberling unerwartet so link überraschen. Niemandem leichtfertig vertrauen!
Das Tolle an dieser Serie ist, dass man das Gefühl hat mitten in der Geschichte zu stehen, ohne die leiseste Idee zu haben, wie alles ausgehen wird. Der König stirbt und damit entsteht ein Machtvakuum und das Spiel um den Thron kann beginnen. Es gibt mehrere Häuser, die versuchen ihre Zukunft abzusichern und einige undurchsichtige Spieler im Untergrund. Man verfolgt auch "tote Pfade", also Schicksale, die eben nicht von Erfolg gekrönt sind und keine gewichtige Rolle im großen Spiel um die Macht haben. So wie es eben ist, wenn man mitten im Geschehen ist. Geschichte wird ja erst später geschrieben, wenn klar ist wer die Sieger sind. Dann wird entschieden was wichtig ist und was nicht, wer böse und wer gut ist. Und so ist es auch bei dem Meer an Fantasy Büchern. Man betrachtet als Leser die Geschehnisse aus der Vogelperspektive: Normalerweise hat man bei Geschichten dieser Art einen klaren Helden und man weiß, wer die moralisch zu verachtenden Feinde sind. Irgendeinmal dazwischen werden die Bösen die Oberhand haben, aber die Guten gewinnen am Ende. Der Held rettet, was auch immer zu retten ist. Martin macht es einem nicht so leicht. Es gibt hier wenig Schwarz -Weiß, aber sehr viele Grauschattierungen. Manche Charaktere hat man eben noch gehasst, um sie dann im nächsten Moment zu verstehen und ihnen die literarischen Daumen zu drücken, damit sie nicht in irgendeine Falle tappen.

Das einzige, was mir Sorgen macht und mich gleichzeitig wahnsinnig beeindruckt, ist die immer komplexere Welt, die hier entsteht. Ich habe keine Ahnung, wie Martin den Überblick bewahrt, nachdem im fünften Band noch ein paar (Neben-)Charaktere mehr ihren Platz einnehmen und da und dort noch ein Geschichtenstrang eingefügt wird. Durchaus nicht gezwungen, sondern alles geht in der bereits vorhandenen Geschichte auf, aber ich hoffe, dass diese Serie nicht einem nicht unbekannten Fantasy Schicksal zum Opfer fällt: der Autor findet zu keinem Schluss mehr à la "Rad der Zeit".
Das Spezielle ist außerdem noch, dass die Kapitel jeweils einem der Charaktere zugeordnet sind, also die Geschichte dann aus dem Blickpunkt dieser einen Person erzählt wird. Daher ist das ganze nicht streng chronologisch geordnet - manche Erzählstränge sind schneller, während andere wieder in einem anderen Band mehr zum Zug kommen, obwohl sie zeitgleich passieren. Das kann streckenweise ermüdend sein, wenn man nicht allen Irrungen & Wirrungen mit dem gleichen Enthusiasmus folgt beziehungsweise möchte man manche Charaktere einfach nur schütteln und beuteln, weil sie so gar nicht in die Gänge kommen.

Aber im Großen und Ganzen blase ich hier alle meine virtuellen Fanfaren, streue Konfetti und gebe Champagner aus - unbedingte Lesempfehlung, auch für Leute, die vielleicht sonst keine Fantasy Bücher mögen. Diese sind wirklich auf eine geniale Art anders. Drachen sind natürlich schon dabei.





P.S.: Ich habe die Bücher auf Englisch gelesen. Auf deutsch sind es keine fünf, sondern ganze zehn Bände. Ich kann also nicht sagen, wie "kurzweilig" das wird, aber vielleicht freut man sich auch, dass man so viel mehr zu lesen hat.

* Es gibt übrigens ein nettes Amazon Kindle Bücherpaket für die fünf Bände um € 28,76. Ist keine schlechte Sache, obwohl ich finde, dass die handfeste Version aufgrund der Länge der einzelnen Bände etwas leichter zu handhaben ist.

Mittwoch, 9. Januar 2013

Seetang away...



Ich habe heute voller Freude einen kleinen asiatischen Laden entdeckt und sofort die Gelegenheit beim Schopf ergriffen mir zu Miso kaufen. Ich esse wahnsinnig gern Miso Suppe und wollte die schon immer mal selber machen.
Aber ich habe dann natürlich nicht die Ladenbesitzerin/Angestellte gefragt, ob sie mir vielleicht die Grundzutaten (außer Miso) dafür verraten könnte. Nein, nein - viel zu effektiv. Also hab ich helles Miso und einen Packen getrockneten Seetang gekauft, in der Annahme, damit im Besitz des Notwendigsten zu sein. So verließ ich den Laden -  hocherhobenen Hauptes im kosmopolitischen Selbst ruhend, Seetang und Miso unterm Arm.




Abgesehen davon, dass ich das bröselige Zeug wahrscheinlich gar nicht brauche, ist es auch noch quasi lebensgefährlich!!! Über 2,5 g Seetang pro Tag kann zu einer Störung der Schilddrüsenfunktion führen!!! Noch nie wurde ich vor einem Nahrungsmittel so explizit gewarnt. Das kommt ja den Hinweisen auf Zigarettenpäckchen gleich!!! Ängstliche Kanalratte die ich bin, wollte ich mich sofort dem gefährlichen Zeug entledigen. Aber da entdeckte ich etwas ganz anderes. Etwas, dass es mir wert ist, meine Schilddrüse zu opfern... 




100% Spaß? Hallelujah! Preiset den Beta - Happy Hour  - Seetang! Mehr muss man dazu eigentlich gar nicht sagen...


Sonntag, 6. Januar 2013

oh those scandinavian women




the last time you being mine
no, no more sugar left
how you never meant to hurt no one
for you I keep my legs apart
oh, I go into things that don't do me good



Ane Brun



Jenny Wilson



Robyn



Lykke Li



Frida Hyvönen







Montag, 17. Dezember 2012

Weihnachtliche Camouflage





Hypnotic Red (L'Oreal Caresse) / Certainly Red (Revlon) / Lady Bug (MAC) / Ruby Woo (MAC) / Chili (MAC)

Hier ein eine kleine Parade der roten Lippenstifte, die mit mir zu den familiären Feiertagen kommen dürfen. Es hat mich Schweiß und Tränen gekostet, diese fünf auszuwählen. Die übertrieben geschminkten Teufel auf meinen Schultern versuchen mich noch immer zu überzeugen, dass doppelt so viele Lippenstifte gleich doppelt so schön und damit doppelt so viel Spaß bedeuten. Aber die moderne Frau reist mit leichten Gepäck. Und übrigens - nur weil ich nicht fotografieren kann, sehen die alle so gleich aus. Dabei sind die sowas von unterschiedlich. Und alle ganz toll und empfehlenswert. Warnungen muss ich nur bei Ruby Woo und Chili aussprechen... Ruby Woo ist matt und wunderschön und trocknet die Lippen aus wie ein Sandsturm. Man muss also lippenpflegetechnisch ziemliche Vorarbeit leisten und dann immer wieder mal kontrollieren, weil wenn er dann mal von den Lippen verschwindet (hält eeeeeeewig), dann krallt er sich unbarmherzig an den trockenen Stellen fest. Nicht so schön.
Chili ist mir noch ein Rätsel. Ebenfalls matt und so ein tolles Terracotta - Ziegel - Rot (????).  Sehr edel auf alle Fälle. Nur der rutscht irgendwie und verursacht einen "Spaghettisauceneffekt" um die Lippen. Ich habe noch keinen Plan, wie ich den im Zaum halte, aber ich werde einen Weg finden. Hab ja sonst nichts zu tun.

P.S. Rote Lippenstifte machen sich nicht nur im Kontrast zum weihnachtlichen Tannengrün hervorragend, sondern schmücken auch den tristen Alltag. Sorgfältig Lippenstift auftragen und dann der mutige Griff zum Staubsauger. Niemals war der Haushalt glamouröser! Ich persönlich bin auch stark am überlegen mir ein Krönchen anzufertigen.

Samstag, 15. Dezember 2012

Der Friedhof der vergessenen Bücher






Die Romane "Im Schatten des Windes" und "Das Spiel des Engels" handeln beide von scheiternden Schriftstellern, der Macht von Büchern und Barcelona. In beiden Werken besuchen die Hauptprotagonisten den Friedhof der vergessenen Bücher, der mit seinem kurzen Auftritt eine Art Dreh- und Angelpunkt für die Geschichten bietet. Anscheinend plant der Autor noch zwei weitere Bücher mit diesen Zutaten zu schreiben. Schöne Idee. Momentan bin ich aber eher nicht in der Stimmung noch ein Buch von Carlos Ruiz Zafón zu lesen. Hauptsächlich, weil mir "Das Spiel des Engels" noch etwas unverdaulich im Magen liegt.

Zuerst hatte ich "Im Schatten des Windes" gelesen und war angenehm überrascht. Spannung, Liebesgeschichte, Verbrechen, interessante Charaktere... alles vorhanden. Es hat jetzt nicht gerade mein Leben verändert, aber ich könnte es ohne Gewissensbisse jedem empfehlen, der ein kurzweiliges Lesevergnügen sucht. Und das ist durchaus als großes Lob gemeint.


"Es ist eine Geschichte von Liebe, Haß und den Träumen, die im Schatten des Windes hausen."


In dem Roman wird Daniel von seinem Vater zum Friedhof der vergessenen Bücher gebracht, wo er sich ein Buch aussuchen darf: Daniel wählt "Im Schatten des Windes" von Juliàn Carax. Daniel ist begeistert von dem Buch und beginnt Nachforschungen über den Autor anzustellen und wird dabei fast besessen von Juliàn.  Zusätzlich ist da noch die bedrohliche entstellte Figur, die offenbar nichts anderes im Sinn hat, als den Namen Juliàn Carax von der Erdoberfläche zu löschen, während Daniels eigenes Leben erstaunliche Parallelen zu Julians entwickelt. Letztendlich gelingt es ihm aber, sich mit Mut und Liebe dem angeblich unvermeidlichen Schicksal entgegenzustellen. Also alles in allem eine spannende Melange mit dem hübschen Kunstgriff Vergangenes mit dem Gegenwärtigen gelungen zu verflechten.




"Das Spiel des Engels" ist bei weitem komplizierter. Oder besser ausgedrückt, ist weitaus schwieriger zusammen zu fassen, obwohl er in der Struktur wahnsinnig ähnlich ist.
David Martin ist ein aufstrebender junger Schriftsteller. Während er an seinem Opus magnum arbeitet, hilft er gleichzeitig seiner großen Liebe Christine den Roman seines Freundes Pedro Vidal ohne dessen Wissen zu verbessern beziehungsweise komplett umzuschreiben. Vidals Buch wird ein voller Erfolg während Davids Werk ein Desaster ist; Vidal heiratet Christine, David stellt fest, dass er an einem unheilbaren Tumor leidet.
Ungefähr zeitgleich nachdem David vom Friedhof der vergessenen Bücher ein Werk namens "Lux aeterna" von einem gewissen D.M. mitnimmt, kontaktiert ihn der geheimnisvolle Verleger Andreas Corelli mit einem unwiderstehlichem Angebot. David soll für ihn eine "neue Religion" schreiben. Es ist der klassische Pakt mit dem Teufel den David hier eingeht.
Ab da wird dann die Geschichte auch immer schwerer nachzuvollziehen, Fantasie und Realität verschwimmen. David erkennt, dass der Autor von "Lux aeterna" ein ähnliches Angebot gehabt haben muss und durch einen grausamen (Selbst)mord ums Leben kam. Alle Menschen die mit David über das Thema reden, fallen einer Mordserie zum Opfer. David wird von der Polizei verdächtigt. Christina kehrt zu ihm zurück, nur um wieder zu verschwinden und wieder völlig geistesgestört aufzutauchen. Und am Schluss bewahrheitet sich eine alte Fotografie...

Die Idee mehrere Bücher mit dem Bezugspunkt des Friedhofs der vergessenen Bücher zu schreiben ist spannend, aber diese beiden Romane sind für mich in Aufbau und Beziehungsgeflecht zu ähnlich.
Es wirkt, als würden zwei mal dieselben Zutaten wiedergekaut, nur beim zweiten Mal ist das ganze zu einem unübersichtlichem Brei geworden. Man verzeih mir die schwache Metapher.
Positiv ausgedrückt, soll "Das Spiel des Engels" mehr zum Nachdenken anregen und nicht so leicht zugänglich sein... An sich finde ich das eine gute Sache. Es muss nicht immer alles auf einem Silbertablett in mundgerechten Stückchen serviert werden. Ich konnte mich aber dem Eindruck nicht entziehen, als wäre die Geschichte dem Autor über den Kopf gewachsen und er hat sie nicht konsequent zu Ende gedacht. Es ist ein Roman, der in den ersten hundert Seiten vielversprechend anfängt und dann in alle Richtungen zerflattert und zerfranst. 
Dabei sind dann auch sämtliche Charaktere, bis auf David, seltsam zweidimensional geblieben. Bei "Der Schatten des Windes" gibt es Fermín Romero de Torres, Daniels Freund und Komplize, mit dem so viel Leben und Humor in die Geschichte kommt. In "Spiel des Engels" haben wir Isabella, die Assistentin von David, die hier wohl die Rolle von Fermín übernehmen soll. Aber nur weil Wortwechsel als "sarkastisch"und "ironisch" beschrieben werden, sind sie es noch lange nicht. Auch die Liebesgeschichte zu Christine hat mich beim Lesen nicht gerade berührt, sondern eigentlich mehr verärgert. Ihre Handlungen sind schwierig nachzuvollziehen und es entzieht sich völlig meinem Verständnis, warum sie dann in der zweiten Hälfte des Buches so ein einsames, verwundetes Reh ist, deren Auge offensichtlich die Farbe "gebrochen" haben.

"Christine öffnete die Augen wieder und schaute mich mit diesem verwundeten, gebrochenen Blick an, der mich selbst in die Hölle verfolgt hätte."*

Vielleicht liegen die Schwächen in den Dialogen auch an der Übersetzung. Vielleicht klingen Sätze wie "Die Geschichte ist die Müllhalde der Biologie."** auf Spanisch poetisch und tiefsinnig. Aber nichts, wirklich nichts, versöhnt mich mit diesem Schluss. Das Ende von "Spiel des Engels" hat mich direkt wütend gemacht, weil ich das Gefühl hatte, der Autor nimmt seinen Leser nicht ernst. Ja warum nicht. Drücken wir der nicht mehr alternden Hauptperson seine Geliebte als Kind in die Hand. Oh nein. Ich habe das Ende verraten. Aber keine Angst. Das Ende verrät dafür nichts.



*Das Spiel des Engels, S. 494.
**Das Spiel des Engels, S. 275.


Freitag, 7. Dezember 2012

Die Decke der Arbeitslosigkeit

Die Decke der Arbeitslosigkeit ist ein Produkt meines unübertrefflichen Weitblicks und ein Zugeständnis an meine Eitelkeit. Man will ja auch dann, wenn man aufgrund falscher Lebensführung Haus und Hof verliert, etwas Darstellen. Am besten nicht nur etwas, sondern das Richtige. Ja, ich bin so oberflächlich. Niemand soll mir vorwerfen, ich gehe hier unvorbereitet Richtung "neuer Lebensabschnitt".




Es wird also eine Häkeldecke. Der Plan ist einerseits durch den Rausch von Farben Fröhlichkeit und Lebensmut zu versprühen, aber auch durch die passende Qualität (mein Häkeltalent ist unterirdisch) zu zeigen, dass man neben dem modischen Feingefühl auch den passenden Galgenhumor hat. Mit dem richtigen Outfit wird klar kommuniziert, dass man jedenfalls die beste Gesellschaft ist um den einen oder anderen Fusel zu teilen. Außerdem ich hoffe so, meinen Sandler*königinnen - Spitznamen möglichst bald zu erlangen (ohne  Umweg über diverse Schlägereien oder andere kleinere Gaunereien). Ich stelle mir auch vor, dass "Häkeldeckentantchen" den richtigen Effekt haben wird. Nur mindere Bösewichte müssen auf ihren gemeinen Charakter in ihren Decknamen hinweisen. Man kann getrost davon ausgehen, dass "Messerstecher-Reini" und "Eisenfaust-Rudi" in Wahrheit ziemlich sanfte Angsthasen sind. Doch bei "Häkeldeckentantchen" ist das erste und wichtigste Element die Verwirrung und der nächste logische Schritt kann dann nur Furcht und Demut sein. So denke ich, ist mir das kuscheligste Plätzchen unter der Brücke sicher. Eine weitere Hoffnung sind kleine Bestechungsgeschenke. Zum Beispiel eine freundliche Ratte, die ich dann in meiner Handtasche aka Plastiktüte mit mir herum tragen kann.

Die Arbeitsweise kommt außerdem meinem flatterhaften Wesen durchaus entgegen. Schön monoton und nicht zu langwierig. Mit jedem kleinen Grannysquare hat man schließlich etwas geschafft und das ist für meine angeschlagene Psyche gerade unerlässlich.





GrannysquareCount: 104











*Ein Sandler wäre ein Obdachloser ... Doch ganz egal wie tief er fiel / der Eberhard verfiel mit Stil / er war ein Sandler ganz besondr'er Art / Der einzige vom  Südbahnhof / der statt Fusel Glühwein soff / das war der Sandlerkönig Eberhard!