"
Gods of Nowhere" von
James Tipper ist das erste Buch, das ich im Zuge meines "ich lese jetzt mehr Gruselzeug" Projekts gelesen habe (->
hier gehts zum dazugehörigen Blogpost <-) und leider war es nicht der allzu glorreiche Auftakt. Es blitzen zwar dort und da ein paar wirklich hübsche Ideen auf, aber insgesamt ist die Ausführung dann doch etwas holprig. Auf deutsch ist das Buch soweit ich weiß nicht erschienen - laß mich da aber natürlich gerne berichtigen.
Sam McGrath, 18 Jahre jung und letzter Nachfahre einer mächtigen
Druidenfamilie, muss gemeinsam mit seiner Freundin Lucia den bösen Simon
Magus aufhalten. Dieser versucht nämlich die Trennung zwischen hier und "Nowhere"
aufzuheben und die Toten ins Reich der Lebenden zu führen.
Dabei wird
aus den mystischen und sagenhaften Kübeln geschöpft - Druiden, Aliens in
Ägypten, Jesus Christus: alles wird fröhlich in den Mix geworfen um eine
Legende um die Druidenfamilie McGrath und Halloween zu weben.
Das klingt
jetzt fast fürchterlicher als es ist - oft funktioniert die
Mischung; besonders wenn ältere Volksmärchen wie Baba Yaga in die
Geschichte eingeflochten werden.
...
Achtung liebeR LeserIn. Hier begebe ich mich auf Abwege. Aber das Thema liegt mir offensichtlich am Herzen....
Aber dass
die Erbauer der ägyptischen Pyramiden magische Wesen aus dem All waren -
da schrillen bei mir sämtliche Alarmglocken. Ich muss ganz ehrlich sagen: wäre das irgendwo in der Inhaltsbeschreibung aufgetaucht, hätte ich gar nicht erst angefangen zu lesen. Vielleicht ist
das engstirnig von mir, aber das Buch, das mir diesen "Aliens im alten
Ägypten Schmus" spannend verpacken kann ohne eine unterschwellige
esoterische Botschaft muss mir erstmal gezeigt werden. Diese "Sternenwesen" sind im Buch übrigens der Grund dafür, dass es Magie in unserer Welt gibt. Also stammen die Druiden aus Ägypten? Jedenfalls sind die Sternenwesen dann auch wieder mal abgeflogen, weil wahrscheinlich die Grundstückspreise explodiert sind.
Schweife ich ab?
Habe ich übrigens schon erwähnt, dass das nur eine sehr kurze Passage in dem Buch
ist... Insgesamt wird das ungefähr in einem Satz abgehandelt "Who do you
think built Egypt?" Keine weitere Erklärung nötig. Aliens haben "Ägypten
gebaut" (so würde ich zumindest den Satz übersetzen...). Also gut.
Damit wäre alles gesagt. (Auch mir war nicht klar das ich so starke
Gefühle zu dem Thema habe.)
...Wir machen jetzt einfach weiter als hätte ich nie etwas über Pyramiden und Aliens gesagt....
Die
Idee, dass es da ein Nowhere gibt, eine Art Fegefeuer-Land, in dem
verschiedenste Gestalten gefangen sind und wie und warum es mit unserer
Welt verwoben es ist und daher Halloween gefeiert werden muss, finde ich
durchaus spannend und gut ausgedacht. Der beste Teil des Buches ist eigentlich auch, wie Sam
und Lucia eben durch diese Land stolpern, auf der Suche nach ihrer
Mission. Die Beschreibungen lassen schauriges Kopfkino zu (filmverdorben
wie wir sind würde ich hier von
burtonesk sprechen) und zeigen das
der Autor wirklich etwas kann, wenn er sich Zeit lässt.
Das Tempo ist hier übrigens ein springender Punkt: Kennt ihr vielleicht die
Bücher wo man das Heldenmenschlein im Mittelpunkt des Sturms anbrüllen
möchte: "Sieh doch endlich die Zeichen. Du bist eine Halbelfe. Da
existiert eine magische Welt da draussen und du bist Teil davon. Komm in
die Gänge, du verdammte auserwählte Holbirne!!!!", während Hauptperson x
noch immer alles hinterfragt und sich alles "einbildet". Machen euch
solche Bücher wahnsinnig? Wünscht ihr euch das totale Gegenteil? Dann
habe ich einen Buchtip für euch *zwinkerzwinker*.
Den ersten Teil von "Gods of The Nowhere" kann ich euch gerne zusammenfassen:
"Hallo.
Ich bin Sam. Meine Eltern sind bei einem Autounfall gestorben und auch
ich wurde Jahre später von einem Auto angefahren. Seitdem bin ich auf
einem Auge blind. Seitdem ich denken kann, bin ich anders als alle
anderen. Ich kann in die Zukunft sehen. Wahrscheinlich bin ich ein
Freak. Oh... eine Wikipedia Seite über Druiden. Endlich die Antwort. Ich
bin ein Druide... Hey Lucia, lass uns heute Nacht am Friedhof schlafen,
denn ich denke, ich bin da Teil von einer großen Sache."
Um
gaaaaanz ehrlich zu sein: Es gibt eine Art Vorgeschichte die in den
"früheren Zeiten" in Irland spielt ,wo sich zwei Druiden bekämpfen. Das
heißt als LeserIn erfäht man schon etwas mehr und es ist schon von
Anfang an klar, wer der halbblinde Sam in Wahrheit ist. Aber trotzdem
wäre es nett, wenn die Entdeckung von Sam zu seiner wahren Identität ein
bisschen schlüssiger und liebevoller gestaltet wäre. Es ist schwierig nachzuvollziehen, dass Sam, nachdem er jahrelang eigenartige Erlebnisse hatte (diese aber nie wirklich hinterfragt hat), plötzlich durch eine Wikipedia Seite von seiner Aufgabe überzeugt wird. Etwas zur Ruhe
kommt der Autor dann erst, als die Geschichte "richtig" anfängt und da
wird das Erzählte dann wie gesagt auch richtig gut. Gegen Ende zieht er das Tempo leider wieder etwas.
Die Beschreibungen von Nowhere im Mittelteil wären so gewesen, wie ich es mir von einem Halloween Buch gewünscht hätte. Leider wird das positive Leserlebnis aber durch zu beschleunigte Handlungsabläufe, etwas erzwungene Jugendsprache und einen übetrieben Mythenbrei dann doch stark minimiert. Wahrscheinlich ist das Buch auch eher für 13jährige und nicht für 30jährige gedacht. Aber auch Teenager haben ein Recht auf wirklich gute Geschichten und die kann man dann normalerweise auch etwas betagter noch gut lesen.