Sonntag, 2. Juni 2013

Gefährliche Geliebte von Haruki Murakami



"Gefährliche Geliebte" also und nicht "Kafka am Strand"... man kann nicht jeden Trend mitmachen. Ich war einfach auf den Schriftsteller neugierig und "Gefährliche Geliebte" war ein ziemliches Schnäppchen.

Das Buch lässt mich etwas zwiespältig zurück. Wenn ich animierte Sterne verteilen könnte, wären es drei Sterne und ein vierter der in unregelmässigen Abständen  aufblinkt (und ich gehe jetzt mal von dem kulturellen Einverständnis aus, dass wir alle mit dem fünf Sterne System bekannt sind). Man sollte übrigens meinen Text nicht lesen, wenn man Angst vor "Spoilern" hat. Es ist keine Geschichte in der wahnsinnig viel Handlung passiert und es gestaltet sich schwierig, nicht fast eine komplette Zusammenfassung zu geben. Aber das Ende verrate ich natürlich nicht...

Haruki Murakami ist ein sehr erfolgreicher, japanischer Schriftsteller, der oft mit europäischen und amerikanischen Schriftstellergrößen wie Stephen King und Franz Kafka verglichen wird. Mir persönlich erscheinen diese Vergleiche insofern logisch, als mir der Schreibstil und das Thema sehr "westlich" vorgekommen sind. Ich hoffe, ich werde hier nicht mißverstanden, aber oft merkt man an Sprache (trotz Übersetzung) und Themenwahl einen Kulturkreis, wie zum Beispiel bei lateinamerikanischen Autoren (haha... ich bin eine totale Expertin für diesen Raum, weil ich nämlich Gabriel García Márquez gelesen habe...). Mit westlicher Themenwahl meine ich hier an dieser Stelle, die Suche nach dem eigenen, persönlichen Glück, das am besten von außen geliefert werden soll. Vielleicht eine etwas vereinfachte Sichtweise.




Erzählt wird die Geschicht von Hajime, einem Mann ohne rechten Antrieb. Obwohl er jetzt Ende Dreißig Dank eines reichen Schwiegervaters relativ erfolgreich ist, mit zwei Jazzbars und einer liebevollen Ehefrau und zwei Kindern, ist das einzige was von ihm mit Bedeutung aufgeladen wird, eine ehemalige Kinderfreundschaft. Nur damals mit Shimamoto fühlte er sich verstanden und nachdem er sie aus den Augen verloren hatte, kann er diese Leere nicht mehr füllen. Doch plötzlich taucht sie in seiner Bar auf - wunderschön, geheimnisvoll und von einer unabwendbaren Anziehung, die Hajimes wohlgeordnetes Leben auf den Kopf stellt.



Während des Lesens hat mir vor allem der flüssige und gekonnte Schreibstil gefallen. Man wird sofort in die Geschichte gezogen und später rettet dieser über den etwas (für mich) langweiligen Mittelteil. Ich muss zugeben, dass der Beginn wirklich gut gelungen ist und ich mich von der Beschreibung der Freundschaft zwischen Shimamoto und Hajime kaum losreissen konnte, obwohl kaum etwas passiert. Das einzige was mich manchmal etwas irritiert schmunzeln ließ, war, dass Hajime etwas arg komplexe Gedanken für einen Elfjähirgen hat. Nachdem aber Hajime dann ohne Shimamoto ist, fängt er aber an mich etwas zu nerven. Er hat keine recht Motivation, seine Gedanken laufen im Kreis hauptsächlich um Shimamoto, die wie ein alles heilbringender Messias der Vergangenheit über seinem Leben schwebt.
Im dritten Akt des Dramas tritt dann Shimamoto wieder in Hajimes Leben und gesteht, dass auch sie ihn ebenso vermißt hat, wie er sie. Das ist aber auch alles was man über sie erfährt - außer natürlich das sie wunderschön und anscheinend sehr reich ist. Ich muss sagen, dass ich an diesem Punkt beim Lesen schon mehr als ungeduldig war, weil ich mit einem sehr voraussehbaren Ende gerechnet habe, aber hier hat mich Haruki Murakami dann mit seiner Auflösung der Geschichte positiv überrascht.

Mein Problem mit dem Roman ist, dass Hajime ohne sein ständiges Sehnen nach der unerreichbaren Shimamoto komplett zweidimensional und langweilig ist. Er besteht nur daraus und baut zu anderen Menschen keine Beziehung auf und daher erfährt man auch als Leserin nichts von seinem Umfeld. Seine Frau zum Beispiel bleibt bis auf einen dramatischen Umstand ihrer Vergangenheit eine große Unbekannte, obwohl sie dann im Abschluß des Buches noch einmal in Fleisch und Tränen ihren Platz einnimmt. Shimamoto ist hauptsächlich dramatisch und undurchschaubar. Es wird nicht klar warum sie handelt, wie sie handelt. Sie und andere ins Leere verlaufende Umstände sind wahrscheinlich die "kafkaesken Elemente".  Dafür reicht es aber nicht, einfach unerklärliche Personen nach Belieben auf- und abtreten zu lassen. Kafka ist für mich ein sehr emotional; seine Bücher haben bei mir immer eine gewissen Stimmung ausgelöst und Beklemmungen verursacht. Shimamoto wirkt auf mich einfach lächerlich dramatisch.

Für mich schweben hier die einzelnen Personen etwas zu losgelöst voneinander herum und dadurch fühlt man auch mit Hajime kaum mit, wenn er unter dem "Verlust des geliebten Menschen leidet".  Diese Buch war schön zu lesen, ohne das mich der Inhalt wahnsinnig berührt hätte - so eigenartig das vielleicht klingt. Aber ich freue mich schon drauf, eine Geschichte von diesem Autor zu lesen, wo sein flüssiger Schreibstil dasselbe oder ein ähnliches Thema etwas anders angeht.


























1 Kommentar:

  1. Hallo,

    ich habe die getaggt und würde mich sehr freuen, wenn du Lust und Zeit hast um mitzumachen. Bitte gib mir doch ne kurze Rückmeldung.
    http://frans-welt.blogspot.de/2013/06/getaggt.html

    LG Franzi

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