Dienstag, 27. Januar 2015

Zauberlehrling | Fillory - Die Zauberer von Lev Grossman



"Fillory verhält sich zu Harry Potter wie ein Glas Whiskey zu einem Becher dünnen Tees. [...]"
(George R. R. Martin)
 

Quentin Coldwater - hochbegabt, unbeliebt und unglücklich - steht kurz davor eine angesehene Universität zu besuchen ohne wirklich zu wissen ob er das will. In Wahrheit sehnt er sich nach Fillory, dem magischen Ort seiner Kindheit, welcher einer populären Buchreihe beschrieben wird. Alle haben die Fillory Bücher gelesen, doch die meisten lösen sich irgendwann von ihren kindlichen Fantastereien. Aber nicht Qentin und sein Traum soll in Erfüllung gehen: Er wird an einer Zauberschule angenommen. Alles was er sich jemals gewünscht hat scheint in greifbarer Nähe, aber die große Erfüllung will sich nicht einstellen.


fischerverlag.de


Es ist ziemlich offensichtlich was Lev Grossman hier versucht - er versetzt den Sehnsuchtsort magische Schule mit einem ordentlichen Schuß Realität (so weit es das Thema zu lässt).
Hier zaubern von Hormonen und Unsicherheiten gebeutelte Teenager, die in der "wirklichen" Welt eher zu den Getretetenen als zu den Alphatierechen gehört haben. Und schockierender Weise bleiben die alltäglichen Fragen nach dem "warum" und "wohin" auch dann bestehen, wenn man mit speziellen Fähigkeiten ausgestattet.
Die Ausbildung vergeht wie im Flug und dann wird Quentin gemeinsam mit seinen Freunden in die "wirkliche" Welt gesetzt. Mit Geld sind sie versorgt, sie sind jung und haben großartige magische Fähigkeiten - aber wozu?

Lev Grossman nimmt das inzwischen klassische Thema der Zauberschule und entzieht diesem die zwei Grundlagen, die es zu einem sicheren Ort ohne die tägliche Ungewissheit machen: Erstens den guten Allwissenden, der stets zur Stelle ist um zu erklären und zu helfen. Zweitens den bösen Feind, dessen Bekämpfung ungefragt eine erfüllende Aufgabe bietet. Es gibt hier keine allwissende väterliche Figur alà Albus Dumbledore oder Gandalf. Die Schule wirkt weniger wie ein schützender Hafen und mehr wie ein unerklärlicher und verfallener Ort an dem ohne wirkliches Verstehen Zauberei gelehrt wird. Grossman exerziert hier schön, wie sinnlos dann auch das Leben als magisch Auserwählter sein kann und wie Zauberei als Mittel zum Selbstzweck noch weniger erfüllt als Einkaufen gehen. Natürlich öffnet sich in der zweiten Hälfte dann wohl ein Tor in eine magische Welt mit einer ungeheueren Kreatur, aber das Abenteuer läuft vom Aufbau bis zu seinem Ende nicht ganz so wie man es gewohnt ist und ist wahrscheinlich mehr  als ein Vorspiel zu den nachfolgenden Büchern zu verstehen.

Es ist ein gutes Buch, wenn man Geduld mit dem sich selbst ständig hinterfragenden und trübsinnigen Quentin mitbringt (und nachdem ich selbst ein trübsinniger Teenager war, hatte ich damit weniger Probleme). Amosphärisch ist die Geschichte wirklich hervorragend, eine Mischung aus Verfall und Rastlosigkeit, wobei spannend bleibt ob der Autor in den nachfolgenden Büchern es schafft seine Geschichte weiter zu entwickeln - weil drei Bücher über einen jammernden jungen Erwachsenen der ständig ins Leere läuft, wären dann doch etwas anstrengend.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen